Mit Europa meine ich hier unseren griechisch-römisch-jüdisch-islamischen Gedankenkosmos insgesamt, wie es eben hier in diese Runde passt.
Auf jeden Fall gehört der Islam zu Europa, es fragt sich nur, wie: ob so wie die Liebe zum Heiraten gehört oder der Tod zum Leben; denn "gehören zu" ist ein sehr mehrdeutiger Begriff.
Beim Blick auf die Gechichte fallen einem zuerst die Kreuzzüge ein. Das ma. Europa stand in Frontstellung zum Islam, deutlich erkennbar bei Thomas v. Aquin oder Dante.
Was die Rezeption der Antike angeht, war der Islam aber eher aufnahmewillig als die Kirche; die platonische Akademie wurde als heidnische Philosophenschule von Kaiser Justinian 529 geschlossen; Mohammed lebte um 600, in dem nahöstlichen Bereich, in den alles ausweichen musste, was vom Zentrum Konstantinopel verdrängt wurde; im 9. Jh. wurde in Bagdad das "Haus der Weisheit" gegründet, eine Art Fortsetzung der platonischen Akademie, in dem viel antike Literatur ins Arabische übersetzt und damit für die Überlieferung gerettet wurde.
Im Hochmittelalter gab es eine lebhafte Streitkultur zwischen der scholastischen Theologie mit Zentrum v.a. in Paris, Thomas, und den islamischen Gelehrten aus dem spanischen Kalifat. Beide Seiten benutzten dabei Argumente, die sie aus dem Erbe des antiken Denkens, Platon, Aristoteles u.a, bezogen.
Die Frage "Islam und Europa" ist also sehr vielschichtig, man kann viel darüber nachgrübeln.