Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

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Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

Beitragvon froschquiz » Sa 7. Jul 2018, 14:30

Hallo liebe Lateiner,

ich versuche seit einiger Zeit Latein im Selbststudium zu lernen (nachdem vom schulischen Lateinunterricht nur wenig hängen geblieben ist). Dabei bin ich auf das Problem gestoßen, dass viele Wörter mehrere unterschiedliche Bedeutungen haben. Bisher habe ich immer versucht, alle Bedeutungen eines Wortes mitzulernen, aber ich merke, dass ich damit nur sehr langsam vorankomme und ich frage mich, ob das langsame Lerntempo das Ergebnis wert ist.

Mein Ziel ist, leichte bis mittelschwere lateinische Text flüssig lesen zu können - nur für mein eigenes Vergnügen, nicht irgendwie professionell. Deshalb frage ich mich: Lohnt es sich angesichts dieses Ziels, möglichst alle Vokabelbedeutungen von Anfang an mitzulernen und dafür das langsamere Lerntempo in Kauf zu nehmen? Oder bleiben mit wachsender Leseerfahrung vielleicht sowieso nur ein oder zwei Hauptbedeutungen hängen. Was ist eure Meinung dazu?

Viele Grüße,
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Re: Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

Beitragvon marcus03 » Sa 7. Jul 2018, 15:15

Wichtig ist m.E., die Grundbedeutung von Wörtern, v.a. von Verben zu kennen. Im Kontext kann man dann oft vieles erschließen.
Du lernst zudem immer nur einen, oft sehr kleinen, Bedeutungsausschnitt von vielen Wörtern. Spezialbedeutungen lernt man eher selten bis gar nicht in der Lehrbüchern. Sie zu lernen bringt wenig. Man schlägt sie im Bedarfsfall nach, wenn
sie sich nicht erschließen lassen.
Wörter wie res, ratio, facere, agere etc. haben soviele Bedeutungen, dass du ohnehin nur die lernst, die (statistisch) am häufigsten vorkommen.
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Re: Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

Beitragvon Laptop » Mi 11. Jul 2018, 00:57

Bisher habe ich immer versucht, alle Bedeutungen eines Wortes mitzulernen

Das lohnt sich nicht. Wenn du schon Vokabeln isoliert lernst, nimm eine Bedeutung, die allen anderen übergeordnet ist. Manchmal ist das schwierig, bspw. vindicare, wie soll da die Meta-Bedeutung lauten? Aber man kann es zumindest versuchen, wo es geht. An für sich rate ich ab Vokabeln isoliert zu lernen, weil so unser Hirn nicht funktioniert. Es funktioniert indem es möglichst viele Ebenen miteinander verknüpft: Sinnesebene (Geschmack, Geruch, Haptik etc.), Emotionsebene, Bewertungsebene, Zusammenhang, Intentionsebene, usw. Verlange immer einen Kontext als Minmalkonfiguration. Das ist im Vergleich zu einem Apfel den du anfassen, schmecken, bewerten, einordnen kannst schon nicht viel, aber immerhin. Die Nullkonfiguration, sprich Vokabelliste ohne Kontexte ist der sinnärmste Versuch zum Lernerfolg.
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Re: Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

Beitragvon froschquiz » Sa 14. Jul 2018, 09:43

Vielen Dank für eure Antworten. Ich werde mich jetzt also ans Lehrbuch halten und nur Grundbedeutungen lernen.

@Laptop: Was genau meinst du mit Kontext? Bei lebenden Sprachen lerne ich neben einzelnen Wörtern auch kurze Phrasen oder Sätze, da ist ein Kontext automatisch da. Aber wie mache ich das bei einer toten Sprache wie Latein? Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Lernweise einfach so übertragen kann bzw. ich frage mich, wo ich Phrasen und Sätze finde, die zum Lernen gut geeignet sind. Gerade bei Sprichwörtern findet man ja oft eher eine übertragene Bedeutung, dementsprechend schlecht eignen die sich zum Vokabellernen (so jedenfalls mein Eindruck).
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Re: Vokabeln mit mehreren Bedeutungen lernen

Beitragvon Laptop » Sa 14. Jul 2018, 13:04

Phrasen und Sätze? Was ich meine ist erstmal einen Autor, aus einer Zeit, einer Region, einer Gesellschaftsschicht, mit einer Sprachebene, einer Intention, einer Leserzielgruppe, usw. Das ist ein homogener Kontext. Eine Liste mit Phrasen, die inhomogen sind nach den genannten Kriterien, ist eine wirre Konfiguration. Nur "ist doch klassisches Latein" ist ziemlich wenig.
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