tulo=fero?

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Mo 8. Okt 2018, 09:35

Salvete!

Ich bearbeite derzeit ein altes Herbarium. Einer der Pflanzensammler schreibt regelmäßig "tulo:" danach kommt die Beschreibung bzw. Bestimmung der Pflanze, Herkunftsort usw. Alles nicht schwierig zu übersetzen, außer "tulo". Ich kenne halt bloß fero, tuli, latum. Tulo als Nebenform von fero ist Spekulation. Kann mir jemand helfen?

Philipp
Zuletzt geändert von Philipp am Mo 8. Okt 2018, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Okt 2018, 09:38

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/tulo?hl=tulo

Wie lautet der Kontext/Satz, in dem das Wort vorkommt?
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Mo 8. Okt 2018, 10:04

Danke für Deine Hilfestellung: vom Sinn her sollte es heißen, ich trage [dem Herbarium] bei. Dann kommt der Pflanzennamen, Provenienz usw.

Viele Grüße
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Lychnobius » Di 9. Okt 2018, 22:15

Kommt mir seltsam vor, dass der Botaniker Altlatein verwendet haben soll.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Fr 12. Okt 2018, 16:43

Hallo,

nein, da gibt es kein Buch. Das ist alles handschriftlich, mit teils übler Klaue, so dass ein "Verleser" nicht ganz ausgeschlossen werden kann.

Stehe übrigens schon wieder vor einem Problem. Diesmal gedruckt:

Ad fassarum margines Styriae. Fateri macht für mich wenig Sinn und so bleiben die Grenzen der schönen Steiermark wohl unbeschrieben.

Tschüss
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Re: tulo=fero?

Beitragvon marcus03 » Fr 12. Okt 2018, 18:10

Kontext?
Als Partizip müsste es sich auf ein Nomen beziehen.

Hier alle Bedeutungen von fateri. Vllt. passt eine davon:
http://www.zeno.org/Georges-1913/A/fateor?hl=fateor
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Tiberis » Fr 12. Okt 2018, 18:43

fassarum von fateri herzuleiten, gibt wohl keinen Sinn. eher vermute ich eine Verwechslung mit fossarum. In der Steiermark gibt es jedenfalls eine Gegend, die als Grabenland bezeichnet wird. "an den Rändern der Gräben" könnte es somit durchaus heißen.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Sa 13. Okt 2018, 13:22

marcus03 hat geschrieben:Kontext?


Da gibt es leider keinen Kontext. Pflanzennamen. Ad fussarum... Und das war es dann schon - leider.

Tiberis hat geschrieben:fassarum von fateri herzuleiten, gibt wohl keinen Sinn. eher vermute ich eine Verwechslung mit fossarum. In der Steiermark gibt es jedenfalls eine Gegend, die als Grabenland bezeichnet wird. "an den Rändern der Gräben" könnte es somit durchaus heißen.


Das könnte es natürlich sein.

Ich selbst bin kein großer Lateiner, also fällt mir einiges recht schwer. Aber anscheinend nicht nur mir: Italienische Sammler des 19. Jhs. schrieben teilweise ein recht seltsames Latein. Jedenfalls kam ich mit einem Italienisch Wörterbuch schon weiter als mit dem lateinischen.

Ich werde diesen "tulo-Beleg" dieser Tage mal einscannen. Vielleicht könnt ihr damit mehr anfangen als ich.

Vielen herzlichen Dank!

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Re: tulo=fero?

Beitragvon cometes » Sa 13. Okt 2018, 20:22

"an den Rändern der Gräben" könnte es somit durchaus heißen.


Sehr wahrscheinlich, doch nicht im Sinne einer regionalen geographischen Bezeichnung, sondern als typischer Fundort der Pflanze an den Rändern von (Bewässerungs)gräben. Man findet in botanischen Werken Formulierungen wie in locis humidis, praesertim adrivulorum et fossarum margines provinciae Lenkoran et montium Talüsch, in agris et ad margines fossarum, habitat in udis et ad margines fossarum et cetera.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » So 14. Okt 2018, 10:12

cometes hat geschrieben:
"an den Rändern der Gräben" könnte es somit durchaus heißen.


Sehr wahrscheinlich, doch nicht im Sinne einer regionalen geographischen Bezeichnung, sondern als typischer Fundort der Pflanze an den Rändern von (Bewässerungs)gräben. Man findet in botanischen Werken Formulierungen wie in locis humidis, praesertim adrivulorum et fossarum margines provinciae Lenkoran et montium Talüsch, in agris et ad margines fossarum, habitat in udis et ad margines fossarum et cetera.


Herzlichen Dank für diesen Hinweis! Das hilft mir wirklich weiter.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Mo 15. Okt 2018, 08:18

Bin jetzt weitergekommen! Bei etlichen meiner Belege steht "ad fossarum margines". Es handelt sich demnach um Grabenränder.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Mo 15. Okt 2018, 11:27

Auf die Gefahr hin zu nerven - ich schon wieder.

Neolomi: aest[ate] 1848. Welcher Städte-/Landschaftsname verbirgt sich dahinter. Den Sommer übersetz' ich selbst. :)

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Re: tulo=fero?

Beitragvon cometes » Mo 15. Okt 2018, 13:57

Nicht "Neodomi"? Das hieße dann "(in) Neuhaus".
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Zythophilus » Di 16. Okt 2018, 07:05

Im Druck sieht ein kleines "c" oft wie ein kleines "l" aus. Ich tippe daher auf Neocomi. Neocomum ist eine Latinisierung der Schweizerischen Stadt Neuenburg/Neuchâtel.
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Re: tulo=fero?

Beitragvon Philipp » Do 18. Okt 2018, 15:09

Nein, es ist schon mit "l" geschrieben! Du hast aber recht, es müsste dort ein "c" stehen. Vielen Dank für eure Hinweise.

Woher stammt eigentlich die Schreibweise "exeunte hyeme"? Oder "sylvaticus"?

Viele Grüße
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