von sinemetu » Fr 4. Okt 2019, 08:42
Das Lateinische benutzt zwei Bilder, um das Erinnern auszudrücken. Einmal wiederherzigen (recordare) und einmal reminiscere (memini), welches wie mens (Geist, Verstand) und mons (Berg) zur Wurzel *men gestellt wird. Eminenz wird auch dazu gestellt, also das aus der Ebene hervorragende, was ja ein Berg ist. Man stelle sich unseren Geist als weite Ebene vor, sozusagen eine Tabula rasa, und der Berg in der Mitte ist die Erinnerung. Er ist konkret das Hervorragende, eben das Merkwürdige und Bemerkenswerte inmitten einer weiten Ebene.
Wir erinnern uns Harmaggedons, jener letzten Schlacht, derer sich heute schon soviel Erinnern, obwohl sie noch gar nicht stattgefunden hat. Es ist der Berg (Har) inmitten der Ebene Meggido, der diese Erinnerung hervorruft. Im Polnischen heißt Berg Gora, im Tschechischen und Slowakischen erweicht das initiale Ge und mutiert zu Hora. Zahora heißt zum(am) Berg. Je höher man kommt in den slowakischen Ländern, desto weicher.
Es ist merkwürdig, daß also im Slowakischen und Hebräischen dieselbe Silbe zur Bezeichnung desselben Gegenstandes benutzt werden. Es handelt sich aber meiner Meinung nach um kein Lehnwort, noch besteht sonst irgendeine rhizologische Verwandtschaft. Trotzdem ist es nicht zufällig. Was Gott auf religiösem Hintergrund ist, ist Zufall auf materialistischem - eine Signalvokabel für Nichtwissen.
Der stumme Priester, also Zacharias, wie er in griechischer Aussprachetradition bei uns im Deutschen gelehrt wird, also der Mann, der zum Vater von Johannes dem Täufer wurde, und seines Einwandes dem Engel gegenüber laut Lukas für die Zeit der Schwangerschaft stumm wurde, dessen Name ist nämlich derselbe, wie der des alttestamentlichen Propheten, ca. 700 Jahre früher, den wir im Deutschen Sacharja nennen. Dieser ist’s der jeden Weihnachten zitiert wird: „Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin.“ Es ist der Kern der Hoffnung des Christentums. Achso, und der Name Sacharja/Zacharias bedeutet: Zechariah (Hebrew זְכַרְיָה), also transliterated as Zachariah and Zacharias, is a theophoric masculine given name of Hebrew origin, meaning "Yahweh remembers."
Worauf will ich hinaus? Moment, es dauert noch, bis sich die Schleife bindet. Es gibt eine Stelle in Genesis, die hier interessant wird. „Und er schuf sie als Mann und Frau!“ - so übersetzte Luther den Satz. Und das hebräische Wort für Mann, welches dort steht, konsoniert zkr und es meint: und er schuf sie als Frau und einen, der erinnert, einen Erinnerer, einen Erinnernden. Das Erinnern hat also mit dem Berg als Idee etwas zu tun.
Es wird sich gelegentlich darüber aufgeregt, warum manche in deutschen Zeitungen nicht Zuckerberg schreiben und nicht Zuckerberg sagen, sondern Sackerborg. Ich weiß, was sich hinter Berg verbirgt, mir scheint aber der Zucker nur eine deutsche Motivierung des hebräischen Namens zu sein, in dem das Berg ebenfalls nur eine Erklärung des hebr. Sacher zu sein scheint, und sei es über den Umweg des falsch Slowakischen. Die Sachertorte geht auf einen Wiener Bäcker zurück. Sacher und Zacher sind laut Brechenmacher Varianten zu Zacharias. Angesichts einer so süßen Sache kann es schon mal vorkommen, daß Sacher in jiddischer Umgebung und falscher Verdeutschung auf englischen Hintergrund Zucker geschrieben wird, und schließen: Seine Familie muß aus Deutschland sein. Brechenmacher jedenfalls führt den Namen nicht. Der Berg der Erinnerungen jedenfalls ist das Buch der Gesichter, das F(r)azebuch! Warum mag es so heißen?
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sinemetu am Fr 4. Okt 2019, 11:01, insgesamt 3-mal geändert.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...