Zuordnung gesucht

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Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 08:18

Wenn ich die Beiden Tiere Fuchs und Schlange vorgebe, und frage: Welches der beiden Adjektive listig und schlau, schätzt ihr, würde bei einer Umfrage, man möge die beiden Adjektive je einem der beiden vorgenannten Tiere zuordnen, welchem mehrheitlich zugeordnet werden?
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon marcus03 » Mi 16. Okt 2019, 08:48

der schlaue Fuchs
die listige Schlange, öfter wohl: die hinterlistige Schlange
Das hört man wohl am meisten. "Schlaue Schlange" hab ich noch nie gehört.

Da beide Begriffe nicht identisch sind, kann man sie je nach Kontext natürlich auf beide Tiere anwenden. Beispiele finden sich im Netz.

Beide Phrasen sind bekanntlich sprichwörtlich. Daher dürften die Meisten wohl zu dieser Zuordnung kommen.

Nicht jeder Schlaue ist listig und umgekehrt.

PS:
Ich mal jemanden so seine Katzen loben gehört: Hund sans scho meine Katzn! ;-)
In Bayern spricht man auch gern vom schlauen Hund statt vom schlauen Fuchs.
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 09:15

marcus03 hat geschrieben:der schlaue Fuchs
die listige Schlange

ja, darauf wollt ich hinaus.
marcus03 hat geschrieben:Das hört man wohl am meisten.

Das denke ich auch, wäre das Ergebnis einer Umfrage.
marcus03 hat geschrieben:"Schlaue Schlange" hab ich noch nie gehört.
ich auch noch nicht.
Für mich ist diese Frage wichtig. Warum wird schlaue Schlange gemieden, obwohl Assonanzen und Stabreim im Deutschen bevorzugt werden. Ich vermute, die Figura Etymologika (die hier nicht vorliegt) wird im Deutschen gemieden, weil das Unbewußte sie als Pleonasmus, also als redundant wertet, und daher aussortiert. Und dann vermute ich, daß das präbewußte Sprachhandeln, diese Verbindung als eine solche Fig. etymologica wertet. Es geht um die Mikrosekunden, bevor das bewußte Denken einsetzt. Schlau und Schlange liegen lautlich zu dicht.
marcus03 hat geschrieben:Nicht jeder Schlaue ist listig und umgekehrt.
Listig hat etwas mehr die Konnotation des Heimlichen, als schlau.
marcus03 hat geschrieben:Da beide Begriffe nicht identisch sind, kann man sie je nach Kontext natürlich auf beide Tiere anwenden. Beispiele finden sich im Netz.
Das ist zu erwarten.
Schlau und listig sind synonyme Adjektive. In welcher Zeit findet die Wortwahl zwischen den Synonymen statt? Da greift das Hirn bequemlicher Weise auf die Verbindungen zu, die schon fest vorliegen.
marcus03 hat geschrieben:Beide Phrasen sind bekanntlich sprichwörtlich. Daher dürften die Meisten wohl zu dieser Zuordnung kommen.
Ja, und die Frage dabei: Warum sind sie sprichwörtlich?
Medice, mich interessieren die vorrationalen Bewegungen
marcus03 hat geschrieben:Ich mal jemanden so seine Katzen loben gehört: Hund sans scho meine Katzn! ;-)
In Bayern spricht man auch gern vom schlauen Hund statt vom schlauen Fuchs.

Auch bei uns gibt es den schlauen Hund. Ich weiß aber nicht quis amborum volkstümlicher, der schlaue oder der doofe.
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon marcus03 » Mi 16. Okt 2019, 09:35

sinemetu hat geschrieben:Ja, und die Frage dabei: Warum sind sie sprichwörtlich?

Stammen aus der Literatur:
Schlange (Bibel), Fuchs (Fabel, Goethe)
https://de.wikipedia.org/wiki/Reineke_Fuchs_(Goethe)

sinemetu hat geschrieben:quis amborum

uter eorum (Dual, wenns nur um zwei geht)
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 10:17

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Ja, und die Frage dabei: Warum sind sie sprichwörtlich?

Stammen aus der Literatur:
Schlange (Bibel), Fuchs (Fabel, Goethe)
https://de.wikipedia.org/wiki/Reineke_Fuchs_(Goethe)

Diese Antwort zeigt, Markus, daß Du die Frage mißverstanden hast. Die Literaten haben ja die richtigen Worte gewählt. Die Worte lagen also schon vor. Man sagt ja auch zu einem Dichter, der Vorliegendes meidet: Neutöner! Übrigens zum Literarischen: Reinicke Fuchs ist viel älter als der Zauberer, mindestens mittelalterlich! Also, als Luther die listige Schlange in das Paradies setzte, war die Verbindung schon fixe, ebenso der schlaue Fuchs. Und schlau und listig hatten höchstwahrscheinlich auch schon die Konnotationen und lösten dieselben Assoziationen aus, wie heute. d. h. das subsemantische Embedding war ziemlich dasselbe wie heute.

sinemetu hat geschrieben:quis amborum

uter eorum (Dual, wenns nur um zwei geht)[/quote]
Danke
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon marcus03 » Mi 16. Okt 2019, 11:13

sinemetu hat geschrieben: Die Worte lagen also schon vor.

Ja, aber so richtig bekannt wurde vieles erst durch die Literatur. Sie sorgt für ein Maximum an Verbreitung.
Heute machen das die Medien, wenn neue Wendungen auftauchen (alternative Fakten e.g.).

Bleibt die Frage nach dem Sitz im Leben. Wer hat wo die Schlauheit des Fuchses zuerst erkannt?
Wer hat wann warum der Schlange Hinterlistigkeit attestiert? :nixweiss:
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon medicus » Mi 16. Okt 2019, 12:03

sinemetu hat geschrieben:Medice, mich interessieren die vorrationalen Bewegungen

Hier kannst du dich über Reflexe informieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reflex
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 12:11

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: Die Worte lagen also schon vor.

Ja, aber so richtig bekannt wurde vieles erst durch die Literatur. Sie sorgt für ein Maximum an Verbreitung.
Heute machen das die Medien, wenn neue Wendungen auftauchen (alternative Fakten e.g.).

Unbestritten hat die Literatur eine verstärkende Wirkung. Ich denke aber, schlau gehört zu der Gruppe der in der Umgangssprache geborenen Wörter. Also, man wird keinen Präger feststellen können. Es ist das Leben, welches das Wort geprägt hat. Das ist wichtig!
Ich denke, daß es immer einen Knotenpunkt in dem Netz der Beziehungen, die die Dinge miteinander haben gibt, und genau dort sitzt ein Wort. Es gibt keinen Knoten ohne Beziehungen.

marcus03 hat geschrieben:Bleibt die Frage nach dem Sitz im Leben. Wer hat wo die Schlauheit des Fuchses zuerst erkannt? Wer hat wann warum der Schlange Hinterlistigkeit attestiert?

Die Schlauheit des Fuchses ist nicht das Thema, weil dies alle Völker erkannt hatten, denke nur an Asopus "Fuchs und Storch". Bestimmte Verhaltensweisen des Tieres sind damit gemeint. Beim Fuchs denke ich ans Fallen umgehen. Vllt gibt es eine Sprache, in der Schlauheit Fuchsigkeit heißt, oder die Schlange direkt die Listige heißt. Aber Listigkeit und Schlauheit sind nur synonym, nicht identisch. Beide haben Bestandteile, die sie gemeinsam haben, und welche, die sie nicht teilen.

Die Listigkeit der Schlange erkenne ich nur in der gespaltenen Zunge. Aber hinter der Schlange steckt die Frau.
https://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Religion (Schlangengöttin) siehe Bild: Schlangenfrisur.
Ich habe die Bilder jetzt nicht gepostet, weil ich auf die minoische Kultur eingehen will, aber dort wurden die sich dahinter befundenen Strukturen der Wirklichkeit objektiviert. Das wesentliche Organ der Schlange ist die gespaltene Zunge. Das Reden gehört viel mehr der Sphäre des Weiblichen an, als der des Männlichen. Sie kann so reden und so, und zwar tonlich und semantisch. Und das Reden mit gespaltener Zunge, genau das ist schlau!

Die Geburt des deutschen Wortes schlau, welches eine assoziative Konnotation von Schlange - hier bitte alles denken, was mit schla- im Dt. beginnt, wie schlagen und schlafen, schlank, schladdern, schlackern, Schlaim, u.v.a.m - und Frau ist, fand erst im 16. Jahrhundert statt. Vorläufer: schleichen und hören = lauschen, siehe DWDS. Wer macht das zuhause?
Frau ist das dominierende Wort, was die Häufigkeit betrifft, welches auf au endet. Alle anderen Worte auf - Endung -au sind nicht mal halb so häufig. Frau hat daher auch einen dominanten Sitz im Leben.

Nun scheint es ein Gesetz zu geben: Wird im Gehirn durch ein Wort eine Semantik aktiviert, mit all ihren Assoziationen, so darf dasselbe nicht in assoziativer Präsenz räsonieren, sonst käme es wieder zu einer Figura etymologika.
Deswegen ist schlaue Frau viel seltener als kluge Frau oder schleimiger Schlei viel seltener als glitschiger Schlei. Und darum ist auch die Schlange listig und nicht schlau. Schlaue Schlange wären nämlich 3 mal Frau, zweimal latent (über Schlange), und ein mal präsent. Schlau = sch -> Schlange -> Frau und - -au -> Frau und Schlange -> Frau , sowie Schlange -> Frau. Die Worte liegen zu dicht.

Wahrscheinlich muß ich mir andere Beispiele ausdenken, sonst rücken mir noch die Feministen auf den Hals. Ich beobachte ja die Sprache im vorbewußten Bereich.
Das klingt alles so nach Mythologie. Ich meine aber keine Mythologie: Ich meine die latenten und präsenten Assoziationen, die wirken, bevor das Bewusstsein weiß, was es sagen will.
Dateianhänge
Schlangenfrisurklein.png
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon medicus » Mi 16. Okt 2019, 12:30

sinemetu hat geschrieben:sonst rücken mir noch die Feministen auf den Hals


Iam eos/eas calcibus rader audio! Cave!
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 13:04

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:sonst rücken mir noch die Feministen auf den Hals

Iam eos/eas calcibus rader aidio! Cave!

schon höre ich den Klang ihrer Stiefel ... aber das Lateinische müßte noch verbessert werden.
Zuletzt geändert von sinemetu am Mi 16. Okt 2019, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon medicus » Mi 16. Okt 2019, 13:16

sinemetu hat geschrieben: aber das Lateinische müßte noch verbessert werden.

Das e war mir entflohen. :x --> radere
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Re: Zuordnung gesucht

Beitragvon sinemetu » Mi 16. Okt 2019, 13:22

medicus hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben: aber das Lateinische müßte noch verbessert werden.

Das e war mir entflohen. :x --> radere

...und beim u war dein Finger auch auf dem i gelandet ...
Dann wäre: "Ich höre sie schon mit den Säbeln rasseln." besser!
Oder: "Ich höre sie schon mit den Stiefeln schurren." Mir fällt nichts Besseres zu calcibus radere ein.
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