(1) Kurt SchmiedDer bewundernswerte Torwart der Österreicher - Tiberis rühmt ihn - ist Kurt Schmied. Der österreichische Keeper hatte schon während der ersten Halbzeit einen Hitzschlag erlitten. In der Kabine wird Schmied ohnmächtig. Man päppelt ihn wieder auf. Nach der Pause stellt sich der Masseur Josef Ullrich als Gehilfe hinter den Kasten des taumelnden Torwarts. Wenn der Ball weit weg ist, reicht er ihm einen kühlenden Schwamm. Wenn der Ball naht, stößt er Warnhinweise aus. »Der Kurtl torkelte mit brummendem Schädel zwischen den Pfosten herum und fragte andauernd nach dem Spielstand«, erzählt Ullrich später.
Christian Eichler: 90 Spiele
(2) Ror Wolf: FußballsonetteFußball-Sonett Nr. 2Morast und Schlamm und Sturm jawohl und Regen.
Der Regen fällt herab, als es beginnt.
Das Gras ist naß. Im Kessel braust der Wind.
Die Schirme gehen auf. Die Schauer fegen.
Es knarrt am Dach. Das Regenwasser rinnt.
Der Nebel schwebt. Man sieht sich was bewegen.
Es kommt jemand und jemand geht entgegen
Und jemand patscht vorbei und stochert blind.
Und stampft und dampft und hat ihn nicht erreicht.
Das Feld ist leer. Der Weg zum Tor verstopft.
Die Pfütze spritzt und jemand ganz durchweicht
Und jemand triefend dort und jemand tropft.
In dieser Suppe sieht man nun vielleicht,
Wie matt das Leder an den Pfosten klopft.
Fußball-Sonett Nr. 4Das ist doch nein die schlafen doch im Stehen.
Das ist doch ist das denn die Möglichkeit.
Das sind doch Krücken. Ach du liebe Zeit.
Das gibts doch nicht. Das kann doch gar nicht gehen.
Die treten sich doch selber auf die Zehen.
Die spielen viel zu eng und viel zu breit.
Das sind doch nein das tut mir wirklich leid.
Das sind doch Krüppel. Habt ihr das gesehen?
Na los geh hin! Das hat doch keinen Zweck.
Seht euch das an, der kippt gleich aus den Schuhn.
Ach leck mich fett mit deinem Winterspeck.
Jetzt knickt der auch noch um, na und was nun?
Was soll denn das oh Mann ach geh doch weg.
Das hat mit Fußball wirklich nichts zu tun.
Fußball-Sonett Nr. 9Der Nebel pfeift. Es ist etwas geschehen.
Es klatscht ganz naß. In diesem Dämmerlicht
Beginnen wir mit unsrem Schlußbericht.
Wir sehen nichts. Wir können nichts verstehen.
Nur die Gesänge, die vorüberwehen.
Das ist nicht viel bei dieser schlechten Sicht.
Wenn es nicht läuft, dann läuft es eben nicht.
Borussia Dortmund wird nicht untergehen.
Der Rammer tankt sich durch, ihr lieben Leute.
Der Stopper: ja, so sieht es aus von hier.
Er senst ihn um, wenn ich das richtig deute.
Die Neun läuft an. Das war das Vierzuvier.
Ins Netz gefetzt. So wunderschön wie heute.
Ein volles Pfund. Und diesmal singen
wir.p.s.HumorSZ Sind sich der bayerische und der österreichische Humor nahe?
Beim Abgrund auf alle Fälle.
SZ Stehen wir Seit an Seit mit euch am Abgrund?
Wiener und Bayern haben eine ganz ähnliche Hinterfotzigkeit. Das Bayerische wirkt behäbiger, kann aber dann noch böser sein, weil es sich hinter der Gemütlichkeit noch besser verstecken lässt. Beim Wienerischen ist eine dünnere Haut über den Abgründen, dadurch ist es aber auch leicht erkennbar. Und beim Wienerischen ist eine Ironie über allem. Das kann schön sein, aber auch eine Soße.
Josef Hader, österreichischer Kabarettist (Interview mit der SZ 20.04.2013).
SpracheFür Deutsche kann Wien vor allem dann gefährlich werden, wenn sie sich von der vermeintlich selben Sprache einen Startvorteil erhoffen.
Solch freudiger Erwartung wird hier mit allen Mitteln der Garaus gemacht. Seit Jahren zirkuliert die Anekdote von der naiven deutschen Studentin, die sich von ihren Wiener Bekannten mit einem frohgemuten 'Sakalaa' zu verabschieden begann. Sie soll die mürrische Abschlussfrage der Supermarkt-Kassierinnen, 'Sackerlaaa?' ('’ne Tüte auch?') für eine Grußformel gehalten haben; in einer Stadt, in der man sich mit 'Babaaa' verabschiedet, gar nicht so abwegig.
Und was taten die Wiener, als sie dahintergekommen waren? Sie grüssten die Ahnungslose fortan feixend mit 'Sakalaa'; eine Eigenschaft, die der Philosoph Rudolf Burger in anderem Zusammenhang 'zähnefletschende Herzlichkeit' nannte.
Für das körperlose Quälen seiner Mitmenschen hat der Wiener übrigens annähernd so viele Worte wie der Eskimo für den Schnee: 'sekkieren', 'häkeln', 'papierln', 'pflanzen', 'buserieren', 'tratzen', 'abschasseln' und so weiter. Und der Deutsche ist sein liebstes Versuchstier.
Eva Menasse, österreichische Journalistin.
Beste Grüße aus München, uns allen nachträglich eine schöne Weihnacht und dann ein möglichst gutes neues Jahr.
Thras.