Tiberis hat geschrieben:Wäre "non" in beiden Fällen Satznegation, wie erklärst du dann den Bedeutungsunterschied?
Ich versuche, auf die berechtigte Frage eine Antwort zu geben.
Der Bedeutungsunterschied resultiert aus dem Unterschied von vorderer und hinterer Negation (s.o.):
Bei "Numquam cadit" haben wir die beiden Möglichkeiten:
- "(Non-numquam) cadit", vorn negiert und hinten bejaht, also "Manchmal fällt er", und
- "Numquam (non cadit)", vorn bejaht und hinten negiert, nie fällt er nicht = "Immer fällt er".
Hier kann man einwenden: im ersten Fall, bei "non-numquam", ist nur ein Wort, numquam, negiert, aber nicht ein Satz; also müsste es Wortnegation sein. Dagegen möchte ich zu bedenken geben, dass bei allen Indefinita wie numquam ein ganzer Satz im Hintergrund steht; bei "numquam" haben wir zu verstehen: "Es gibt keinen Zeitpunkt, zu dem ..."; dass das so ist, kann man auch im L. sehen; denkt an die Fügung "sunt, qui ...", das ist gleichbedeutend mit "manche" oder "einige", es ist eigentlich in der Grammatik falsch eingeordnet, beim Kapitel "Relativsatz mit Nebensinn", es gehört unter die Indefinita. Oder bei "quivis" oder "quilibet", da steht der hintere Teil für einen ganzen Satz; oder denkt an Horaz: "nescioquid meditans nugarum", irgendwas, ich weiß nicht was; nescio steht für einen Satz.
Also in dem Sinn möchte ich hier auch bei numquam von einer Satznegation sprechen.