De bello Gallico

Für alle Fragen rund um Latein in der Schule und im Alltag

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

De bello Gallico

Beitragvon medicus » Sa 25. Jan 2020, 09:21

Salvete magistri,ich habe eine Frage zu dieser Textstelle:

Facere, quod nostri maiores nequaquam pari bello Cimbrorum Teutonumque fecerunt; qui in oppida compulsi ac simili inopia subacti eorum corporibus, qui aetate ad bellum inutiles videbantur, vitam toleraverunt neque se hostibus tradiderunt

:roll:

Wie erklären die Lateinlehrer den Schülern das Thema Kannibalismus bei den Galliern? Ich habe hierzu zwei unterschiedliche Angaben gefunden:
https://www.welt.de/geschichte/article1 ... litik.html
https://www.welt.de/wissenschaft/articl ... haben.html
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39

Re: De bello Gallico

Beitragvon medicus » Sa 25. Jan 2020, 14:40

Danke, Longipes, für deine Einschätzung. In dem mir vorliegenden Schulbuch -Campus 3- sind sogar Abbildungen zu Thema Kannibalismus bei der Lektüre von Vespucci zu sehen. Ich finde es furchterregend, Schüler/ Schülerinnen mit diesem Thema zu konfrontieren.
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39

Re: De bello Gallico

Beitragvon Zythophilus » Sa 25. Jan 2020, 15:58

Wenn wir einmal überlegen, mit welchen Themen und Bildern Jugendliche ganz legal im Fernsehen und Kinofilmen konfrontiert werden, scheint mir ein Text wie dieser, mag er auch erschreckend wirken, ab einem gewissen Alter Schülern zugemutet werden zu können.
Wenn der Verdacht besteht, dass der Autor Kannibalismus, den es durchaus gab, bloß als topischen Vorwurf gegen "Wilde" gebrauchte, so lässt sich auch das thematisieren.
Zythophilus
Divi filius
 
Beiträge: 16841
Registriert: So 22. Jul 2007, 23:10
Wohnort: ad Vindobonam

Re: De bello Gallico

Beitragvon Tiberis » So 26. Jan 2020, 00:36

Longipes hat geschrieben:Cäsars Beschreibung dient allerdings der Diffamierung seiner Gegner – Critognatus' Vorschlag soll zeigen, wie dünn die zivilisatorische Schicht über dem barbarischen Kern ist.

Für diese Interpretation finde ich im Text keine Anhaltspunkte, jedenfalls nicht innerhalb der Critognatusrede. Im Gegenteil, der Vorschlag des Critognatus wird ja nicht umgesetzt, sondern nur für den Fall äußerster Not in Erwägung gezogen als Alternative zur Kapitulation. (7,78)
Vor der Wortmeldung des Critognatus war Kannibalismus überhaupt keine Option, da ging es bloß um die Alternative Ausbruch oder Kapitulation. Der Vorschlag des Critognatus wird ausdrücklich als "einzigartige Grausamkeit" benannt, die zwar zeigt, auf welche abstoßenden Ideen Menschen in Extremsituationen kommen können, die aber keinesfalls den Schluss zulässt, alle Gallier seien wilde Kannibalen.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
Benutzeravatar
Tiberis
Pater patriae
 
Beiträge: 11862
Registriert: Mi 25. Dez 2002, 20:03
Wohnort: Styria

Re: De bello Gallico

Beitragvon medicus » So 26. Jan 2020, 08:25

Danke für eure Beurteilungen! Wie hat Cäsar denn von dieser Rede des Critognatus erfahren? Gab es da Spione?
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39

Re: De bello Gallico

Beitragvon Medicus domesticus » So 26. Jan 2020, 09:26

medicus hat geschrieben:Danke für eure Beurteilungen! Wie hat Cäsar denn von dieser Rede des Critognatus erfahren? Gab es da Spione?

Caesars Darstellungen darf man nicht in all seinen Varianten wörtlich nehmen. Er verfolgte ja mit seinen Kriegsschilderungen einen klaren Zweck. Die Critognatus-Rede gilt als erfunden, genauso wie die historische Person in der Forschung sehr umstritten ist.
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7238
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

Re: De bello Gallico

Beitragvon marcus03 » So 26. Jan 2020, 09:40

marcus03
Pater patriae
 
Beiträge: 11398
Registriert: Mi 30. Mai 2012, 06:57

Re: De bello Gallico

Beitragvon Medicus domesticus » So 26. Jan 2020, 09:58

Prof. Dr. Markus Schauer, einer der Verantwortlichen des Neuen Menge, hat ein schönes Buch geschrieben:
Der Gallische Krieg, Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk, C.H.Beck-Verlag, 2016
In diesem Buch beschäftigt sich er auch mit der Critognatus-Rede.
Medicus domesticus
Dominus
 
Beiträge: 7238
Registriert: Di 9. Dez 2008, 11:07

Re: De bello Gallico

Beitragvon Christophorus » So 26. Jan 2020, 12:30

medicus hat geschrieben:Danke, Longipes, für deine Einschätzung. In dem mir vorliegenden Schulbuch -Campus 3- sind sogar Abbildungen zu Thema Kannibalismus bei der Lektüre von Vespucci zu sehen. Ich finde es furchterregend, Schüler/ Schülerinnen mit diesem Thema zu konfrontieren.


Dieselben Bilder gibt es schon in Geschichtsbüchern der Klasse 6.
Timeo Danaos et donuts ferentes.
Christophorus
Senator
 
Beiträge: 2818
Registriert: Sa 27. Nov 2004, 23:43

Re: De bello Gallico

Beitragvon medicus » So 26. Jan 2020, 12:37

Christophorus hat geschrieben:Dieselben Bilder gibt es schon in Geschichtsbüchern der Klasse 6.

https://www.google.de/search?q=bilder+k ... 0034816460
Ist do etwas pädagogisch sinnvoll? :x
medicus
Augustus
 
Beiträge: 6623
Registriert: Do 9. Dez 2010, 11:39


Zurück zu Lateinforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 11 Gäste