Marsfeld-Frage

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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon Sapientius » Fr 21. Feb 2020, 11:43

Warum haben wir heute alles widernatürlich um eine halbe Jahreszeit verschoben?


Ich bin zwar nicht direkt gefragt, ... :)

Das sind unterschiedliche Einteilungssysteme, das astronomische System verwendet Zeitpunkte, nämlich die vier markanten Punkte des Sonnenlaufs, die Äquinoktien und die Solstitien, und das bürgerliche System verwendet Zeitabschnitte oder Perioden, Zeitstrecken, die Jahreszeiten. Die beiden Systeme sind nicht abgestimmt, die markanten Punkte grenzen ja nicht die Jahreszeiten ab; genau genommen müsste man die Solstitien "Sommermitte" und "Wintermitte" nennen, aber das ist unbrauchbar, und so heißen sie mehr schlecht als recht Sommeranfang ...
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon Laptop » Fr 21. Feb 2020, 12:37

Hallo Sapientius, verstehe das Argument nicht ganz, Du meinst es sei nicht praktikabel? Falls ja, warum nicht?Traditionen an sich sind eher unabhängig vom Kriterium der Praktikabiltät. Am Aufwand kann es auch kaum liegen, denn der Aufwand ist gering, wir berechnen schließlich auch Ostern und andre bewegliche Feiertage.
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon Tiberis » Fr 21. Feb 2020, 12:58

Jahreszeiten werden bekanntlich nicht nur nach astronomischen (Tageslänge), sondern auch nach phänologischen(z.B. Gräserblüte) , vor allem aber nach meteorologischen Kriterien (i.bes. Temperatur) bestimmt.
Der meteorologische Sommer umfasst die Monate Juni bis August, was (auf der Nordhalbkugel) relativ gut mit den jeweiligen Temperaturmaxima korreliert.
Nach meteorologischen Kriterien wäre es also unsinnig, den Sommer bereits in der ersten Augustdekade enden zu lassen, auch wenn dies im astronomischen Sinn gerechtfertigt sein mag.
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon Sapientius » So 23. Feb 2020, 09:17

verstehe das Argument nicht ganz, Du meinst es sei nicht praktikabel?


"Unbrauchbar" meine ich in dem Sinne, dass es nicht gebraucht wurde; der "Mittsommer" wird nicht gebraucht (abgesehen von einem "Mittsommernachtstraum").
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon sinemetu » Mo 24. Feb 2020, 12:29

In vielen nördlichen Ländern feiert man Mittsommer zum Solstitium. Anders hätte es auch keinen Sinn, denn zu der Zeit steht die Sonne am höchsten. Durch den Sommernachtstraum ahnen wir, daß es auch im Römischen Britannien so gewesen sein kann.

Unsere bürgerliche Zeit, zu der der "astronomische Sommer" mit dem Solstitium beginnt, ist ein aufgeklärtes Phantom, genau wie der Winteranfang zu Weihnachten. Ein Jahreszeitenbeginn um die 45 Tage vor den Sonnenecken wäre viel natürlicher.
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon Laptop » Di 25. Feb 2020, 20:08

sinemetu, daß es natürlicher wäre war meine Rede. Aber anscheinend gibt es da unterschiedliche Auffassungen. Ich denke daß astronomische wie auch phänologische Kriterien eher für die römischen Jahreszeiten sprechen. Die Vogelbalz beginnt im Februar, und man sieht dann auch schon die ersten Glöckchen hervorkommen. Wer sich heute (25.2.) in der Natur umschaut, der wird glaube ich spüren, daß der Frühling bereits im Gange ist, und nicht erst am 20. März, was unser offizieller Frühlingsbeginn ist.
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Re: Marsfeld-Frage

Beitragvon sinemetu » Di 25. Feb 2020, 22:12

Hab heute auch die ersten Zilla und Veilchen gesehen, Winterling und Märzenbecher sind am Verblühen, muß allerdings zugestehen, daß dies außer- außergewöhnlich früh ist.

Die Schwierigkeit, die phänomenologischen und den astronomischen Jahreszeiten deckungsgleich festzulegen, besteht meines Erachtens darin, sich dann auf die Anfänge festzulegen, denn diese sind ja unterschiedlich lang. Da der Sommer im sonnenferneren Teil der elliptischen Erdbahn liegt, ist er, so ich recht erinnere, 4 Tage länger als der Winter. Es sind eben nicht genau Viertel, die vier Eckpunkte.
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