civitates vs. civitatis

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civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » So 22. Mär 2020, 12:39

Salvete,

KS Band 1, § 73, 2 gibt an, dass in der 3. Deklination (mask. und fem.) der Akk. Pl. auch bei den "Substantiven, deren Nominativ scheinbar auf einen konsonantischen Stamm hinweist" auf -īs enden kann (also nicht nur, wie ich es bisher kannte, bei den Subst. und Adj. der "gemischten"). Als Belegtstelle führt er dann Cic. fin. 3, 19, 63 an, und zwar "nach Non. p. 219 und 364". Die betreffende Stelle lautet in der Oxfordausgabe:

Itaque natura sumus apti ad coetus concilia civitates.

Der kritische Apparat gibt dazu an: "Non. 234,21 (s.v. APTAM) itaque . . . civitatis"

Wahrscheinlich hab ich im ersten Semester bei der Einführung in die lateinische Philologie abends zuvor mal ein Bier zu viel getrunken, aber ich kann nicht herausfinden, was diese Angabe bedeuten soll. Und was meint Kühner mit einem scheinbar konsonantischen Stamm? Liegt hier etwa ein (mir nicht einleuchtender) ähnlicher Fall vor wie bei imber, imbris (nur scheinbar gleichsilbig, da Wortstock imbr-, vgl. RH § 40)?

Für Hinweise und Erläuterungen wäre ich dankbar!
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon marcus03 » So 22. Mär 2020, 13:42

Matthaeus hat geschrieben:aber ich kann nicht herausfinden, was diese Angabe bedeuten soll.

Was genau verstehst du nicht?

https://de.wikipedia.org/wiki/S._v.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nonius_Marcellus
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » So 22. Mär 2020, 17:23

marcus03 hat geschrieben:
Matthaeus hat geschrieben:aber ich kann nicht herausfinden, was diese Angabe bedeuten soll.

Was genau verstehst du nicht?

https://de.wikipedia.org/wiki/S._v.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nonius_Marcellus


Vielen Dank schon mal! Es ging
a) um die Abkürzung Non.(die du mit dem entsprechenden Link nun geklärt hast) und
b) um die Flexionsform civitatīs, die mir nicht geläufig ist.

Was meint KS mit dem scheinbar konsonantischen Stamm?

PS: Hatte Cic. fin. damals im Examen und daher komplett gelesen und auch genossen ;)
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon marcus03 » So 22. Mär 2020, 17:32

Stomachatus hat geschrieben:Hier stimmt was nicht, und das ist nicht der Fragesteller, sondern die dt. Universität.

Bei dir scheint mal wieder etwas nicht zu stimmen! Was hat das mit der dt. Uni zu tun? :?
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » So 22. Mär 2020, 17:50

Da ich mir um den Anspruch meines Examens keine Sorgen zu machen brauche, bitte ich freundlich um die Beantwortung meiner b)-Frage :)
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » So 22. Mär 2020, 18:13

Habs grade beim Durchblättern unter § 40, 1 gefunden.
Es ging mir um die Faustregel der Gleichsilbler und der auf Doppelkonsonanz endenden Stämme (die ja bei civitas nicht anzuwenden ist).

Tja, da habe ich wohl nicht alle kleingedruckten Ausnahmen und Erweiterungen auswendig gelernt... meine doofe Uni!!! :D wie können die mich nur auf die Schüler loslassen!

Für die konstruktiven Antworten in diesem Thread herzlichen Dank und sorry für die flüchtige Recherche im Rubenbauer.

Valete!
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon ille ego qui » Mo 23. Mär 2020, 00:59

Dieser Beitrag ist exemplarisch für all das, was ich bei Schulleuten hasse.


Du weißt, ich schätze dich, Stomachate (jedoch weit weniger deine sog. "Kunstfigur" als den - man mag es kaum glauben ... - Menschen dahinter). Allerdings ist das eine Art von Beitrag, mit der du wohl niemanden von irgendetwas überzeugen wirst, eher im Gegenteil! Lerne von Cicero, lerne im Zweifelsfall auch von den Leuten im Vivarium Novum, wie man Menschen für seine Sache gewinnt! ;-) ;-)
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon ille ego qui » Mo 23. Mär 2020, 01:04

Salvete iterum!

Übrigens war Matthaeus vor vielen Jahren der einzige der hier versammelten sodales, der Lust hatte, mit mir auf Latein zu telefonieren. Damals fing ich selbst erst an, mich im Latine loqui zu versuchen. Ich war Studienanfänger, Matthaeus sogar noch Schüler :-)

Bene valete!
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon ille ego qui » Mo 23. Mär 2020, 01:04

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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 23. Mär 2020, 09:46

Zythophilus hat geschrieben:Der Gen. ciuitatium ist doch ohnedies ein alter Hut. Auch wenn diese Form bei Cicero die Normalform darstellt, ist es sicher kein faux pas, ciuitatum zu schreiben. Umgekehrt ist auch für den weniger geübten Lateiner vermutlich sofort ersichtlich, dass es sich um einen Gen.Pl. handeln muss, selbst oder gerade wenn er selber nicht so sicher ist, welche der beiden Möglichkeiten -um oder -ium gerade stimmt.

Georges schreibt:
Der Genet. Plur. gew. civitatium bei Cic.; vgl. Neue-Wagener Formenl.3 Bd. 1. S. 408.*
* https://archive.org/details/formenlehre ... 8/mode/2up

RHH schreiben in §40.1:
civitas, -tatis f die Bürgschaft Gen. Pl. civitatum/-ium
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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » Mo 23. Mär 2020, 10:57

ille ego qui hat geschrieben:Salvete iterum!

Übrigens war Matthaeus vor vielen Jahren der einzige der hier versammelten sodales, der Lust hatte, mit mir auf Latein zu telefonieren. Damals fing ich selbst erst an, mich im Latine loqui zu versuchen. Ich war Studienanfänger, Matthaeus sogar noch Schüler :-)

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Re: civitates vs. civitatis

Beitragvon Matthaeus » Mo 23. Mär 2020, 10:58

vgl. Neue-Wagener Formenl.3 Bd. 1. S. 408.*
* https://archive.org/details/formenlehre ... 8/mode/2up


Herzlichen Dank!
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