Wenn man so argumentiert, kann man alle möglichen Kontext konstruieren für Etymologisieren.
Du hast eine blühende Fantasie. Doch mir seriöser Wissenschaft hat in diesem Fall nichts zu tun.
Quelle: viewtopic.php?f=11&t=46220&p=355755#p355755
Ist zwar etwas schnell geschrieben, aber Marcus03 meint berechtigt: Wenn man so will, kann man jeden möglichen Kontext konstruieren, um auf eine Etymologie zu kommen. Der Vorwurf wiegt schwer, und will ernst genommen werden. Wenn wir einen Unterschied zwischen Wissenschaft und Phantasie machen wollen, dann liegt er erstens in den Argumenten, und zweitens in der Mathematisierbarkeit. Beide Strategieren haben ihre Schwierigkeiten. Ich lasse die Mathematisierbarkeit hier erst einmal weg, und möchte mich auf die Argumente konzentrieren. Das Problem ist. Ein Argument ist nicht dadurch schon ein Beweis für eine Theorie, daß es akzeptiert wird. Jahrtausende wurde geglaubt, daß sich die Sonne um die Erde drehe, und auch die Fachleute, denen die damals schon bekannten Gegenargumente durchaus geläufig waren, wagten nicht an der These zu rütteln. Wir erklären dies heute mit Autoritätshörigkeit etc. Daß dieses soziale Phänomen heute noch genauso wirksam ist, soll hier nur erwähnt werden.
Neue Sichtweisen haben es traditionell schwer. Das hat mit der Einsichtigkeit des Menschen zu tun, und diese vor allem und in erster Linie und gang und gar primär mit seiner Sprache. Denn der normale Mensch sieht nur mit dem Ohr gut, will heißen, nur von dem er schon gehört hat, kann er sehen. Wirklich zu sehen, ist den meisten Menschen verwehrt. Eigentlich schade.
Die Frage also, ob ein Mensch ein Argument für eine These akzeptiert und annimmt, hat zuerst einmal wenig wir dem Wahrheitsgehalt der These oder der Adaequatheit zu einem Problem zu tun, sondern es handelt sich um einen sprachpsychologischen Prozess. Kann man eine Sache "erklären", d. h. in der Sprache der Zuhörer in dieselbe einbetten, so daß sie ihre Fremdheit verliert und besprochen werden kann und der Zuhörer die Sache "versteht", beherrscht man sie. Das Problem für uns ist: Verstehen ist Etymologisieren! Uns zwar nicht nur psychologisch, sondern auch physiologisch. Sprechen heißt ja, - ganz grob - hochspezialisierte Lichtblitze im Gehirn hervorrufen, und zwar solange, bis Kongruenz ansteht, bis so ein Lichtblitz entsteht, der genau in die Vorstellungslücke des Rezipienten passt. Je grober dessen Vorstellungsapparat, desto einfacher die "Erklärung", je ausgebildeter und feiner des Rezipienten Apparat, desto schwieriger die Erklärung.
Es liegt also Folgendes vor. Eine akzeptierte Erklärung ist kein Beweis für eine Theorie, und eine nicht akzeptierte Erklärung kein Gegenbeweis. Wenn wir hier jetzt für Erklären Etymologisieren einsetzten, erhalten wir: Eine akzeptierte Etymologie ist kein Beweis für eine Theorie, und eine nicht akzeptierte Etymologie kein Gegenbeweis.
Wir brauchen also etwas außerhalb der Sprache, um Erklärungen zu Etymologien festzumachen. Das Problem ist, daß Sprache nicht nur Wirklichkeit abbildet, sondern auch Phantastik, und das Phantastik leicht Wirklichkeit wird. Sprache wirkt hypnotisch.
Mal angenommen, es gibt einen Gott und er hat zu einigen wirklich gesprochen, so muß man sich doch wundern, wie viele, die gar nicht dabei gewesen sind, dies auf ihr Leben verteidigen würden, obwohl sie doch selber nie Gott gehört haben, und dies auch nicht behaupten.
Das Problem ist: So ist die Realität. Realität und Wirklichkeit sind manifeste Sprache! Aber lassen wir die philosophische Epistemologie beiseite.
Die Regel lectio difficilior est lectio probabilior sollte auch für die Ergründung des Ursprungs der Begriffe und den Übergang zu anderen gelten. Konkret geht vor Abstrakt und natura non facit saltum - wenn in den Erklärungen Brüche und Sprünge sind. Polylineabilität vor Monokausalität. Vor allem sollte eins gelten: Apodicta sine argumenta neglegenda sunt!