Konkret...

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Beitragvon sinemetu » Mi 23. Sep 2020, 10:58

Wir sind bedrückt und stöhnen, solange wir noch in diesem Körper leben; wir wollen aber nicht von unserem sterblichen Körper befreit werden, sondern in den unvergänglichen Körper hineinschlüpfen. Was an uns vergänglich ist, soll vom Leben verschlungen werden.
2. Korinther 5,4

Die Vorstellungen mancher Christen vom ewigen Leben sind bisweilen recht konkret!
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Re: Konkret...

Beitragvon marcus03 » Mi 23. Sep 2020, 18:10

sinemetu hat geschrieben:sondern in den unvergänglichen Körper hineinschlüpfen.

Was soll daran konkret sein? Wie soll dieser Körper aussehen?

sinemetu hat geschrieben:Was an uns vergänglich ist, soll vom Leben verschlungen werden.

Sagt ohne Erklärung auch nichts aus.
Gemeint ist wohl vom Leben Gottes/in Gott, was immer man sich auch darunter vorstellen mag.
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Re: Konkret...

Beitragvon sinemetu » Mi 23. Sep 2020, 18:57

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:sondern in den unvergänglichen Körper hineinschlüpfen.

Was soll daran konkret sein?


das .. schlüpfen... :hammer: Kücken schlüpfen aus dem Ei und Mädchen in bzw. aus dem Schlüpfer ... wird noch woanders geschlüpft? --- Achso, und Schlümpfe schlüpfen auch, wenn sie sonst nichts können, aber schlüpfen können sie ...
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Re: Konkret...

Beitragvon Sapientius » Mo 28. Sep 2020, 19:28

sinemetu hat geschrieben:in diesem Körper leben


"in diesem Zelt", sagt Paulus.

Den Übergang vom sterblichen zum unsterblichen Leben hat man sich in der Antike manchmal als Kleiderwechsel vorgestellt, bei Platon im Phaidon wird das diskutiert. Man sträubt sich eben, sein Hemd auszuziehen.
"konkret" ist: das Abstraktum "ewiges Leben" ist als Konkretum "Gewand" veranschaulicht.
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Re: Konkret...

Beitragvon sinemetu » Mo 28. Sep 2020, 21:09

Dazu passt vllt folgendes:

Ich hab mal ein paar einkonsonantige Wortstämme notiert, wo bei der Substantivierung ein b hinzutritt.

1. seihen - das Sieb - (engl: sieve)** dazu das Verbum: sieben
2. hauen - der Hieb - dazu die dt. Verba: heben, haben*
3. stehen - der Stab - (russ: Stavropol - von griech. Σταύρος - engl. Staff) dt. Verbum stauen, staunen
4. leien - der Leib - (engl: live, life) dt. Verba: leben, (be)leiben
5. tauen - taub (engl: thaw, dove) dt. Verbum: toben??? - weil mit dem Wort Tümmler zwei Tierarten bezeichnet werden, der Delphin und bestimmte Tauben - warum? Weil sie das Verhalten des Aufeinandersteigens und Des Um-sich-drehens drumherum zeigen -> tummeln, taumeln, dümpeln DWDS
dann wird mit κόλυμβος nicht das Tauchen, sondern das Dümpeln im Tümpel gemeint sein. So kommt die Verbindung zu Columba hin. Der Täuber Kolumbus dümpelte ja auch ziemlich lang im großen Tümpel rum ... :hammer:

Der Leib, das Kleid der Seele bei den Alten, wurde also auch als eine Leihgabe verstanden.

die Bedeutung "schlagen" für Hieb könnte jünger sein, und die Bedeutung "zu sich nehmen" primär, daher für den imperativ iss = hau rein!, oder für einen Schluck, der Hieb.
https://www.dwds.de/wb/Hieb

**Es ist auch deutlich, daß hdt. seihen zugleich die niederdeutsche Form von sehen (Seen) ist. "Hei seit dat nicht!" Sieben ist also mechanisch etwas "durchsehen" und aussortieren.
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 29. Sep 2020, 17:54, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: Konkret...

Beitragvon marcus03 » Di 29. Sep 2020, 06:54

sinemetu hat geschrieben:4. leien - der Leib
5. tauen - taub

??? :?

Leib m. ‘(menschlicher, tierischer) Körper, Unterleib, Bauch, Magen’, ahd. līb ‘Leben, Lebensweise’ (8. Jh.), mhd. līp ‘Leben, Körper, Magen’, umschreibend ‘Person, Mensch’, asächs. mnd. līf, mnl. nl. lijf, aengl. līf, engl. life, anord. līf, schwed. liv gehört wie ↗leben

tauen2 Vb. ‘schmelzen’ (von Eis, Schnee). Ahd. thouwen, thewen, mhd. döuwen, douwen ‘auflösen, verdauen

sinemetu hat geschrieben:Der Leib, das Kleid der Seele bei den Alten, wurde also auch als eine Leihgabe verstanden.

Soma sema psyches. Von Leihgabe sehe ich da nichts.
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Re: Konkret...

Beitragvon sinemetu » Di 29. Sep 2020, 12:20

Merke, Markus03:
Fehlende, nicht erkannte, oder nicht mehr erkennbare semantische Zusammenhänge zwischen Lautgebilden schließen weder eine kohärente noch eine koinzidente Lautentwicklung aus.


ich verwies nur auf die Semantik des O im Ungarischen und Deutschen.

város (Stadt) - óvaros (Altstadt)
Mama (Mutter) - Oma(ma) (Altmutter)
platt: oll von hdt: "alt" ung. ócska
Ich würde bei den beiden Beispielen nicht von gegenseitiger Beeinflussung, noch von uraltem nostratischem Substrat sprechen. Frisk spricht von "interjektivem Ursprung" unter anderem bei (ἐλεεῖν) und sagt: "Ohne Etymologie"! s. S. 490
Es ist der dem O-Laut innewohnende Impetus des Erstaunens, angesichts des evidenten Alters von Dingen inmitten einer sich ständig erneuernden Natur, der von der Interjektion zum Präfix geworden ist. Beachte auch die Entwicklung von avunkulus zu Onkel oder Ohm Krüger und Oheim. Das können wir homologe interjektiven Entstehung nennen.

Auch das in vielen irischen Namen vorangestellt Ó, welches vielfach mit "Nachfahre von" schlecht übersetzt wird, meint "alt", denn es bedeutet: Du hast hier ein alt-"eingesessenes" Geschlecht vor Dir, daher auch die Neubildung New-Brian zu O-Brian. Denke auch an Altmann und Neumann.
Zuletzt geändert von sinemetu am Do 1. Okt 2020, 22:10, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Konkret...

Beitragvon sinemetu » Di 29. Sep 2020, 12:22

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Der Leib, das Kleid der Seele bei den Alten, wurde also auch als eine Leihgabe verstanden.

Soma sema psyches. Von Leihgabe sehe ich da nichts.

Vllt hilft das: Ein Kleid legt man wieder ab. Es gehört nicht der Seele, ist ihr also nicht zu eigen. Es ist also nur geliehen!

Das Germ. hat den ursprünglichen Bedeutungsumfang auf ‘überlassen’ eingeschränkt. Die Bedeutung ‘übriglassen, -bleiben’ findet sich bei Formen, die jetzt zu ie. *leip- (s. ↗bleiben) gestellt werden, möglicherweise aber auf ie. *leiku̯- zurückgehen (s. ↗elf).

Quelle: DWDS leihen

Es ist interessant Markus, die beiden letzten Beispiele hatte ich einfach mechanisch ausgesucht und hatte überhaupt nichts gesehen. Für Leihen - Leib kann ich das jetzt nicht mehr sagen.
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