Einen herzlichen Gruß in die Runde. Mit großem Vergnügen haben wir hier in unserer akademischen WG gelesen, was euch zum Philogelos, speziell zur Komik des Gelehrtendaseins einfällt. Wie schön sind doch eure Beiträge, danke an ClaudiaK, Mystica, Medicus, Marcus03, Willimox, Veterinaria. Wir haben da in unserer akademischen Wohngemeinschaft einen älteren Herrn namens Ehrenfried, der kennt den Philogelos und den Thrasyboulos, den Bruder von Willimox. Außerdem haben wir in unserer WG einen WG-Hund, Lotte heißt er oder sie. Im Stockwerk über uns findet sich eine Theologen-WG, sie hat eine WG-Katze. Wahrscheinlich eine direkte Reaktion auf eher obskure Überlegungen der katholischen Theologie, dass die Katze des großen Verderbers Diabolos Gefährte/in sei.
Einblicke in unser WG-Leben sind auf ihre Weise ohne weiteres philogelosgeeignet, allerdings entwickeln sie ihre Komik nicht unbedingt in der Kürze und ihrer Würze. Hier eine Exempelstory. Vielleicht könnt ihr dazu wohlwollend Stellung nehmen:Ehrenfried hat ewig lang bei Heinrich Lausberg studiert und ist ungeheuer penibel, fast pingelig.
Er sorgt sich um die Ordnung in der Wohngemeinschaft.
Er arbeitet mit kanariengelben, grasgrünen und rosaroten Post-its, also „vulgo“ mit "Klebezetteln"
Er sagt „vulgo“, wenn er eine gewöhnliche, allgemein gebräuchliche Bezeichnung anführt, dieses „Obergscheidhaferl“ – so wird er von Thrasyboulos genannt, ein Bayer..
Er bildet sich viel ein auf seine persuasiver Rhetorik, die Kunst des Überredens und Überzeugens.
Er arbeitet dabei eher rhetorisch-schriftlich, mit diesen "Klebezetteln".
Kurz:
Er nervt ziemlich herum. Beispiele:
Die letzten, die zu Bett gegangen sind, haben die Lampe nicht ausgemacht.
Am nächsten Tag um 8 Uhr morgens hat sie ein hellrosa Post-it auf ihrem Sockel:
"Ich bin eine Lampe - kein Leuchtturm.
Kein Seefahrer in Gefahren ist von meinem tröstlich-transeunten Lichtstrahl abhängig.
Schaltet mich aus."
Der Nike-Sportschuh von unserem Fünfundvierzigjährigen, auf halber Höhe der Treppe?
"Du tust es nie nur für dich.
Just do it!
Steck mich einfach in das Schuhregal."
Der Sprüharm in der Geschirrspülmaschine?
"Leute, bitte erntet die reichliche Menge an Zitronenkernen und Reiskörnern aus meinen unerklärlich kleinen Bullaugen.“
Der Duschkopf?
"Hallo! Ich bin Kalziumkarbonat - auch bekannt unter meinem gängigeren Namen/vulgo: Kalkstein! Ich bin im Wesentlichen ein parasitäres Mineral, das Wasserdruck stiehlt, indem es die Düsen der Dusche mit Kalkablagerungen verstopft. Zerstören könnt ihr mich, indem ihr Zitronensäure benutzt!
Keine Sorge, ich bin masochistisch veranlagt."
Manchmal geht das dann schon ganz tief ins Absurde. Am Mittwoch betrat der WG-Hund Lotte den Raum mit fünf separaten Post-it-Zetteln, die an ihren Körper geklebt waren:
"Ich habe Würmer."
"Ich habe im Garten heimlich gekackt."
"Bürstet mich."
"Geht mit mir spazieren", und
„Warum habt ihr mich sterilisiert? MEIN KÖRPER GEHÖRT MIR.
Ich trauere um die Welpen, die ich hätte gebären können."
Und dann die Botschaft bei der toten Wespe am Fensterrahmen:
"ICH LIEGE SEIT FÜNF TAGEN HIER.
IN DEN MEISTEN RELIGIONEN
WÜRDE MEINE AUSBLEIBENDE BEERDIGUNG
ALS SAKRILEG ANGESEHEN WERDEN."
Haben Tiere eine Seele? Steht ihnen eine Beerdigung überhaupt zu? Sagt Christus nicht, der Mensch möge sich wie die Vögel des Himmels um nichts sorgen? Warum sich dann um Begräbnisse sorgen? Außerdem: Da geht es nur um den Leib.
Wir könnten in der Theologen-WG nachfragen. Sie hat einiges an Käuzen zu bieten.
Einer von ihnen - er ist auf dem Trip
analytische Religionsphilosophie - hat in seinem Zimmer dieses Katzenposter hängen.
............ VERITAS ODIT MORAS .........