Odinus Thorus hat geschrieben: ... zu Ciceros Zeiten vom genus masculinum noch nicht die Rede gewesen sein konnte. Dann gab es entweder einen anderen t. t. oder eben keinen, was darauf verweist, daß das Phänomen noch nicht wahrgenommen wurde, ...
Du suchst hier nach einem Phänomen, und ich fürchte, es ist ein Phantom
! Versuche es einmal so: frage nicht nach dem "Wesen" des genus masculinums, sondern nach seiner Nutzanwendung: wozu wurde es gebraucht? Die Antwort ist nicht schwer: es wurde zur Kongruenz gebraucht, d.h. zur Syntax, zum Verständnis der Satzarchitektur. Nimm dieses einfache Beispiel: "Arma virumque cano"! "Arma" verrät dir nicht, ob es Subjekt oder Objekt ist, aber aus "virum" kannst du eindeutig Akkusativ und Objekt ablesen. Da siehst du, wozu das Genus masculinum gebraucht wurde.
Das Englische hat dieses Konzept fast vollständig aufgegeben, im Ungarischen gibt es kein Genus.
Man erkennt auch, warum: das Englische hat keine solche KNG-Kongruenz.
Im L. ist der Begriff "genus masculinum" abstrakt zu verstehen, man sieht dabei ab vom sexus masc. und seinen Besonderheiten; das genus wird zu einem Schubladenbegriff für Substantive; man kann von einem "Als ob" sprechen: man tut so, als wären Abstrakta "männlich"; man kann auch sagen, der Begriff wird verfälscht; aber grammatisch funktioniert es so.