Weiterführung von GoogleKunst-1 (vorher lesen!)
Gut, hier also der Graf vom Ngram-Viewer zu "messern".
Es sieht so aus, als ob es "messern" ewig gäbe, und es im Gebrauch langsam verschwindet. Nur: Wie das DWDS kennt auch GrimmsWB das Verb nicht.
Ich habe keinen Zweifel, dass das Wort ist neu, es gehört zu den verfemten Worten, wie Biodeutscher und Passdeutscher. Es sind Worte, die in den Leitmedien nicht vorkommen dürfen, sonst fliegt der Chefredakteur. Es war im Deutschen nicht aufgekommen, weil die Deutsche Sprache etwas gegen die figura etymologika hat. Man kann in D. stilistisch mit dem Messer nicht messern. Man kann mit ihm schneiden und stechen. Ich bin mir ganz sicher, das Wort messern DDR-Zeiten nicht gehört zu haben. Hab es aber in letzter Zeit öfter gehört. Und deshalb wollte ich nur mal nachsehen. Halte es übrigens für möglich, dass es auch schon in früheren Zeiten gegeben hat, und gelegentlich benutzt worden ist, aber in ganz anderer Bedeutung - z. B. ist ein auf den Namen Beckmesser zurückgehendes Verbum beckmessern im DWDS notorisch - aber es war sehr, sehr selten. Fakt ist aber: Heute ist es sehr, und zwar signifikant häufig. Den Hintergrund muss ich nicht erklären, genauso wie die Begriffe Passdeutscher und Biodeutscher nicht. Dass Google aber zensiert und wie, halte ich jetzt für ausgemacht. Das es messern bei Grimm nicht gibt, ist für mich ein gewichtiger Hinweis, weil Wörterbuchmacher viel leichter der Tendenz unterliegen, Wörter zu erfinden aus Joke oder Wichtigtuerei, als welche zu übersehen.
Quo vadis Ngram-Viewer - schönen Gruss von Think Design
Nun finde ich bei DWDS den Begriff Biodeutscher im Gegensatz zu dem dort unterschlagenen Passdeutschen: https://www.dwds.de/wb/Biodeutsche Insofern muss ich mich korrigieren.
Den Begriff hat ein Migrant geprägt. Schön, dass man das weiss, wahrscheinlich ist Biodeutscher deswegen auch gelitten.
Allerdings macht Biodeutscher erst mit dem Gegenbegriff Passdeutscher Sinn. Vor allem: Die Unterscheidung nach Bio und Genetik muss sich den Vorwurf gefallen lassen, hinter Bio steht Blut und Rasse. Das will ich nicht wieder! Das hab ich mir von meinen Eltern erzählen lassen. Gegen diesen Anwurf ist Passdeutscher vollkommen immun. Den Pass verteilt der aufgeklärte Staat, offensichtlich ungeachtet eventuell angenommener blutsmässiger oder rassemässiger Vorbehalte, allein nach Opportunitäts- oder Humanitätsgründen. Und das ist richtig so.
Bio dagegen, auf den Menschen bezogen, ist eindeutig latenter Rassismus. Der Begriff Biodeutscher ist damit eine der sprechendsten Bereicherungen und es ist kein Wunder, dass er aus den Reihen der Grünen kommt.