Ich habe auf eine ähnliche Anfrage vor längerer Zeit folgendes geschrieben:
Um noch eine Meinung beizusteuern: Dass der Stowasser (auch in diesem Beitrag) die meisten Unterstützer auf seiner Seite hat, überrascht nicht, war er doch in der Vergangenheit mehr oder weniger ohne Alternative das Schulwörterbuch schlechthin.
Wer aber einmal den Stowasser und das PONS-Wörterbuch (Ausgabe "Schule und Studium") gründlich vergleicht (beispielsweise bei der Cicero-Lektüre), wird zu dem Schluss kommen, dass der PONS dem Stowasser vorzuziehen ist, hauptsächlich deshalb, da er
1. mehr lateinische Wendungen und Zitate enthält
2. mehr Übersetzungen enthält
3. verständlichere weil modernere Übersetzungen hat (besonders der Zitate)
4. übersichtlicher gegliedert ist
Vergleiche z.B.
- ad ipsum discrimen eius temporis (Cic. de imp. 45): Wendung fehlt im Stowasser
- quidam: dass das Pronomen in der Bedeutung "ganz, geradezu" zur Verstärkung eines Adjektivs gebraucht werden kann, erfährt nur der PONS-Nutzer (sogar mit Zitat)
- antistita, ae: Dass antistita nicht "Priesterin", sondern "Oberpriesterin, Tempelvorsteherin" heisst, weiß der Stowasser nicht (obwohl er antistes als Erläuterung nennt)
- invenire: An der Stelle Cic. imp. 40 ("unde illam celeritatem ... inventum (esse) putatis") ist der Übersetzer (zumal in einer Latinumsklausur) auf das Wohlwollen des Bearbeiters angewiesen oder er findet im PONS s.v. Nr. 5 die passende Bedeutung "ermöglichen". Im Stowasser wird er nichts passendes finden.
Es lassen sich leicht weitere Beispiele finden, wo deutlich wird, dass man dem PONS - Tradition hin oder her - den Vorzug geben muss. Und das Argument, der PONS sei "in einer Reihe" veröffentlicht, die alle Sprachen abdecke und könne daher (so wohl implizit gefolgert) nicht so gründlich gearbeitet sein, ist wohl nicht ernst gemeint gewesen.
Überdies spricht für den PONS die bessere Übersichtlichkeit, die es gerade den Anfängern (und das sind Latinumskandidaten in der Regel) das Arbeiten erleichtert.
Dass die Lexikonform der Verben im PONS der Infinitiv ist, entspricht nicht den Tatsachen. Über den Sinn und Zweck der Formentabellen am Ende des Wb kann man streiten, pädagogisch halte auch ich sie für kontrapoduktiv.