von ille ego qui » Sa 22. Nov 2014, 17:51
salve,
ein konkretes Textbeispiel wäre natürlich schön. Ganz grundsätzlich: Ein Konjunktiv ist im Nebensatz nur dann verpflichtend (um von Relativsätzen mit Nebensinn, Potentialis etc. zu schweigen), wenn der Gedanke bzw. die Aussage als Teil der direkten Rede aufzufassen ist. Man spricht vom "obliquen" Konjunktiv. Z.B.:
Marcus dicit Claudiam, quae ei nota est / sibi nota sit, id facere
Marcus sagt, dass Claudia, die ihm bekannt ist / sei, dies tue
"ei nota est" => die Aussage, dass Claudia Marcus bekannt ist, ist vom Verfasser eingefügt
"sibi nota sit" => die Aussage gehört wie der AcI zu dem, was Marcus selbst sagt. Im Deutschen ist dann - wenn sich exakt ausdrückt - im Nebensatz der Konjunktiv angebracht. Manche Stillehrer sind der Meinung, das deutsche sei hier weniger exakt, und erlauben, dass man einen obliquen Sinn (also Konjunktiv) auch gelegentlich da unterstellen darf, wo im deutschen Text kein Konjunktiv steht/stehe ^^. Aber dies wäre eben dann unpräziser deutscher Sprachgebrauch.
Nebenbei: Du siehst, dass die frage nach innerlicher Abhängigkeit (obliquer Konj.) und Unabhängigkeit auch einfluss auf die Wahl der Pronomina (ei/sibi) hat.
Bene vale - und herzlichen Gruß ans Bruderherz! <3
ILLE
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ille ego qui am Sa 22. Nov 2014, 18:04, insgesamt 1-mal geändert.
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...