Salvete amici,
leider lassen- zumindest in Bayern, aber wohl auch in den anderen Bundesländern - die vom Kultusministerium zugelassenen Schulbücher keine eigenständigen Experimente zu.
Interessant wäre natürlich - entsprechend dem modernen Fremdsprachenunterricht - eine Vermittlung der lateinischen Sprache durch aktives Sprechen der Lehrkraft.
Jedoch darf man nicht vergessen, dass man spätestens in Jahrgangsstufe 9 Originallektüre zu lesen hat. Hierfür muss man als Lehrer also von Klasse 6 bis Klasse 8 bei spätbeginnendem Lateinunterricht die notwendige Grammatik und den Basiswortschatz einführen. Oft fällt dann noch Unterricht aus oder die Kinder haben Nachmittagsunterricht, sodass man - zumindest in Bayern bzw. in meiner Schule
- keine Hausaufgaben aufgeben darf.
Deshalb ist man oft froh, wenn man als Lehrer das Buch 'durchschafft' oder zumindest den größten Teil, denn man will ja nicht 'gegen' die Schüler unterrichten, nur um alle Kapitel zu schaffen. Dann man hat ja auch nicht nur Überflieger in der Klasse, sondern auch Schüler, die Lernschwierigkeiten haben bzw. gerade aus allen möglichen Gründen (auch fehlender kognitiven Intelligenz) sich mit Latein (und auch anderen Fächern) schwertun.
Als Pädagoge (man ist ja nicht nur Fachwissenschaftler) sollte es jedem Lehrer prinzipiell angetan sein, auch diese Schüler nicht zu vergessen, zumal ja niemand mehr sitzenbleiben darf (von politischer Seite
).
Für die Schüler ist es daher oft Stress, sich in 3 Schuljahren - zumal in der Pubertät - den Stoff reinzuprügeln, um dann in Klasse 9 Originallektüre zu lesen. Selbst gute Schüler erfahren oft den Originallektüreschock, wenn plötzlich jedes sprachliche Phänomen 'drankommen' kann und nicht mehr nur vermehrt der gerade aktuelle Grammatikstoff des jeweiligen Lehrbuchkapitels (vereinfacht gesprochen).
Meine Frage ist, ob man mit einem einsprachigen Unterrichtsmodel wirklich so schnell das Niveau erreichen kann, um wirklich Originallektüre lesen zu können.
Zugegeben, auch mit der derzeitigen Vermittlung der lateinischen Sprache mittels der Unterrichtssprache Deutsch gibt es ja sehr viele Schüler, die in der 9. Klasse im Grunde nicht in der Lage dazu sind.
Oft hat das aber auch damit zu tun, dass in der Lehrbuchphase zu wenig gelernt wurde. Latein ist halt auch ein Lernfach. Wer fleißig ist, wird in der Schule in Latein nie gefährdet sein.
Gibt es denn, amici, bereits erprobte Unterrichtsversuche mit der Olsbergmethode, um in einer gewissen Zeit (3 Schuljahre) ein Niveau zu erreichen, um Originallektüre übersetzen zu können? Und wie gut schneiden dann alle Schüler dieser Lerngruppe ab, nicht nur die Spitzenschüler, sondern auch alle anderen?
Viele Grüße
Quintus