Es gibt das Verbum riechen. Es gibt: riechen, roch, gerochen, der Geruch und das Gerücht. Der Geruch unterscheidet sich vom Gerücht. Mir scheint, der Geruch ist primär, und das Gerücht ist sekundär. Also das Gerücht ist ein Geruch auf eine anders Sphäre übertragen, und zwar etwas Immaterielles. Ein Gerücht ist ein Geruch im rein Geistigen. Das Tertium comparationis zwischen Geruch und Gerücht ist die Marke. Eine Marke merkt man sich.
Es ist Lebenserfahrung, die in dem Wort Gerüchteküche steckt. Jeder weiss, daß Gerüchte nicht so mir nichts dir nichts entstehen, sondern sie werden in die Welt gesetzt. Mit einem ganz bestimmten Ziel. Dahinter stecken Machenschaften, Machenschaften deshalb, weil eine Macht will, daß über das und das nicht so, sondern so gedacht wird. Jeder der unter einer Macht lebt, und aufmerksam das Aufkommen von Meinungen, den Fluss von Information und die Entstehung von Wissen beobachtet, wird bestätigen, daß es Gerüchteküchen gibt, und das allzuoft eine Macht dahintersteht. Mit Gerüchteküchen bezeichnet man also Quellen von Geschichten mit Geruch. Man kann dies Sachen auch Sagen oder Legenden nennen, denn Mächtige haben genug Macht um ihre oft verschleiernden Versionen drucken lassen. Ein geflügeltes Wort sagt: Die Geschichte schreiben die Sieger. Heute spricht man von Thinktanks oder Pressure Groups.
Wie entstand nun das Wort Gerüchteküche. Von der Semantik her bewirkt der Gedanke Geruch initial den Lautwandel im Lautkörper von Geruft zu Gerücht. Im Wort Gerücht ist das Wort Geruch assoziativ präsent, es ist die erste latente Bedeutung. Geruch ist so sehr assoziativ präsent, daß er im Kompositum, den Kopf bestimmt, also daß der Ort, an dem Gerüche am häufigsten wahrzunehmen sind, zum Bestimmungswort des ganzen wird. In einer Küche wird gekocht, und dort wabern Gerüche durch die Luft. Darum wird niemand bestreiten, daß Küche realiter mit Geruch zu tun hat, und erst übertragen mit Gerüchten. Um nun kongenial die Quelle von Gerüchten zu benennen, bietet sich das Wort Küche nicht nur wegen seiner assoziativen Präsenz an, sondern darüber noch über die Vokalharmonie. Im Gerüchteküche kommt zweimal die Vokalfolge ü-e vor. Der Rauch als Phänomen ist nur noch assoziativ latent vorhanden.
Google dazu Daumier "das Gerücht" - Unbegreiflich ungreifbar