Im Deutschen heißt es das Attentat, wobei das zweite A in der Regel länger gesprochen wird, als das Initale. Das ist im Französischen nicht so. Von dort ist das Wort in die Deutsche Sprache übernommen worden. Dort wird das finale T nicht gesprochen!
Die Tatsache, daß wir das 2. A lang und das finale T mitsprechen, hat damit zu tun, daß unser Hirn beim Lesen die 3. Silbe als Tat im Sinne von Untat oder Zutat identifiziert und auch liest.
Jetzt stellt sich die Frage: In einem Kompositum bestimmt normalerweise das Grundwort das gramm. Geschlecht, und das Bestimmungswort verliert seines. Demnach müßte es also die Attentat im Deutschen heißen. Googelt man „die Attentat „, dann erhält man 1180 Ergebnisse, das ist maximal wenig.
Unsere Orthografen haben vorbildlich gearbeitet und mit ihrer „etymologischen Methode“ dem Attentat das gramm. Neutrum als Geschlecht verpasst. Sprache, und noch viel mehr die Schrift, ist Dressur. Die Orthografien wollten deutlich machen, daß Attentat rhizologisch nichts mit dt. Tat zu tun hat.
Hätten wir einen gigantischen Korpus gesprochene Sprache zum Googeln, bin ich überzeugt, würde "die Attentat" sehr häufig aufscheinen. Soweit so gut. Die Fehler werden in den schriftfernen Milieus gemacht, und dort wird auch die Spreche geprägt.
Es stellt sich aber im weiteren die Frage: Wer beging das Attentat? Und hier kommt die Rache der Sprache. Es ist der Attentäter. Hier, bei Attentäter setzt sich die deutsche Motivation durch, indem sie aus dem Versucher einen Täter macht. Und dieser Täter bestimmt auch noch als Grundwort eines Kompositums nach der Regel das Geschlecht des Wortes.
„Korrekt müßte es der Attentat-Täter heißen“ - behaupten ganz Kluge und sprechen von Haplologie. Sie sagen, die Doppelsilbe „tattät“ von Attentattäter sei zusammengezogen worden zu Attentäter, wie bei Mineralologie zu Mineralogie, und deswegen gäbe es den Attentäter. Das aber ist Unsinn. Die Wahrheit ist: Einen Tat-Täter gibt es nicht und gab es nie! TrankTrinker, GedankenDenker und Grussgrüßer sind unbekannt im Deutschen. Komposita, die aus rhizologisch verwandten Worten bestehen, kenne ich im Deutschen nicht. Die Haplologie-These erklärt nicht, wieso der Versucher zum Täter wird. Viel wahrscheinlicher ist: Das deutsche Hirn hat bei Attentat die letzte Silbe immer als Tat gelesen und auch verstanden und deswegen ohne jegliche kognitive Dissonanz aus Attentat den Attentäter geformt. Im Deutschen ist in Attentat die Tat immer assoziativ präsent!
Schlussbemerkung: Als ich das Wort zum ersten mal hörte - ich glaube es, war im Zusammenhang mit München 72 - wollte ich es mir erklären als Aktentat, und frug mich, warum die Leute im Radio zu Akten Atten sagten. Klar, mit so einem Attentat beschäftigen sich viele Anwälte und Richter, und die machen das mit Akten. Notorisch kannte ich damals noch nicht. Interessant auch, bei einem Fremdwort reichte es offensichtlich bei der Inklusivon in die Sprache, wenn ein Wortteil motiviert wird. Der Rest kann unverstanden mitgeschleppt werden.
Ich möchte bei der assoziativen Präsenz auch noch unterteilen. Die Assoziation kann bildlich und klanglich vorliegen, hier liefert das französische Schriftbild die Vorlage der dt. Assoziation.