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Philosoph. Betrachtungen zum Übersetzen

Es gibt hervorragende und ausführliche Grammatiken, sowohl in Büchern als auch im Internet. Ich halte es daher für wenig sinnvoll, diesen Werken ein eigenes hinzuzufügen. Wer also Tabellen und Merksätze sucht, ist hier falsch. Auf dieser Seite möchte ich mich mit einem anderen Problem befassen, das viele Schüler und Studenten zu haben scheinen: Sie haben einen Satz vor sich, dessen Worte sie kennen und dessen Formen sie beschreiben können, die Übersetzung ergibt aber dennoch keinen Sinn, weder für sie noch für andere. Wessen Probleme also darin bestehen, die Vokabel oder die Deklinations- und Konjugationstabellen nicht zu beherrschen, der möge diese Defizite zuerst selbst durch Lernen beheben! Auf wen aber das vorhin beschriebene Phänomen zutrifft, der soll hier weiterlesen und wird vielleicht einer Lösung näher kommen. Die Grammatik-Begriffe selbst habe ich auf dieser Seite zusammengefaßt und ein wenig beschrieben.


Im Unterricht bleibt oft zu wenig Zeit für Reflexion. Anstatt zu fragen, WAS man tut, geht man vielmehr der Frage nach, WIE man es am besten tun könnte. Es ist aber gut, sich vor einer Tätigkeit einen Plan zurechtzulegen, und bevor man etwas macht, sollte man wissen, worum es dabei geht. Das Ziel der Sprachbeherrschung ist es zumeist auch, Texte in der Fremdsprache lesen und verstehen zu können. Bei lebenden Fremdsprachen geht es darüber hinaus auch darum, mit den "native speakers" in Kontakt treten zu können. Da die Zahl der lateinisch sprechenden Menschen gering ist - weil es nicht unterrichtet wird und nicht, weil es etwa unmenschlich schwierig wäre! -, reicht für uns das Lesen von Texten aus, die "Römer" geschrieben haben.


Es ist von Vorteil, das Lesen von Texten als Dialog zu betrachten. Man kann nun leicht einwenden, der Dialog mit Cicero oder Plinius bzw. anderen Autoren sei recht einseitig, da man ja keine gezielte Frage stellen und auf Antwort hoffen könne. Das trifft auf Texte, die Schüler lesen müssen, leider zu. Fragen wie die, mit welchen Tricks Caesar die Helvetier an der Auswanderung nach dem Westen hinderte, oder nach der Verfassung des römischen Staates liegen nicht jedem Gymnasiasten auf der Zunge. Vorteile bei der Übersetzung wird es aber schon bringen, jeden einzelnen Text als Dialog zwischen dem Leser und dem Autor zu sehen, und wenn man die richtigen Fragen zu stellen vermag, werden die Antworten wie von selbst die Übersetzung des Satzes ergeben.


Dabei müssen wir uns einiger fundamentaler Dinge bewusst werden: Wir sind nicht die erwarteten Leser. Wie jeder moderne Autor schrieben auch die Schriftsteller und Dichter vor mehr als 2.000 Jahren für ein Publikum. Treffsicher setzten die besten von ihnen ihre Pointen, spielten mit den Emotionen der Zuhörer (in der Antike wurde so gut wie immer laut gelesen, und zwar jeder Text), versuchten sich an neuen Worten oder Konstruktionen, versuchten zu überraschen und ihr Publikum zu erfreuen. Wir sind nicht IHR Publikum. Das war eine gebildete Oberschicht, für die Bildung ein Privileg war. Hochadelige, die den Sinn ihres Lebens in der Fortsetzung ihrer Familientradition, dem eigenen und (mehr oder weniger nebenbei) dem Ruhm Roms sahen. Menschen, die - meine persönliche Annahme - mit der Sprechgeschwindigkeit moderner Italiener Texte innerhalb weniger Minuten überflogen, die wir in mehreren Stunden im Unterricht behandeln müssen. Und die ein Problem ganz bestimmt nicht hatten: Dass ihnen die Sprache selbst fremd war.


Kommen wir also zum Wesentlichen: Die Übersetzung eines Satzes ist für uns ein Dialog mit den einzelnen Satzteilen, und wenn wir die richtigen Fragen stellen, werden wir sinnvolle Antworten erhalten und so den Satz übersetzen können. Inhaltlich ist jede Seite so aufgebaut, dass nach einer kurzen Einleitung der Text folgt Im nächsten Abschnitt folgen mittels Wählfunktion Angaben zur Grammatik und/oder zu den Vokabeln. Nach speziellen Fragen zu einzelnen Worten des Textes folgt die umfassende Behandlung eines Kapitels der Grammatik oder Formenlehre. Im Moment ist die Anzahl der Texte noch nicht so gross, das ein Menü notwendig erscheint, aber ich will gleich die Seite gleich so einrichten, dass später nur noch Erweiterungen erfolgen können.


Cicero, De imperio Cn. Pompei c. 20 (ut-Sätze)