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Die Zerstörungspolitik Roms




Karthago wird provoziert:

Die Heere Roms eilen von Sieg zu Sieg, Rom wird zur Weltmacht, verzichtet jedoch auf die Weltherrschaft. Jetzt aber setzt ein Umschwung in der römischen Politik ein und es kommt in den nächsten Jahrzehnten zur unverhüllten Ausbreitung der Macht und des Reiches durch einen beispiellos konsequenten Imperialismus im gesamten Mittelmeerraum bis nach Kleinasien. Dem Umstand wird dadruch Rechnung getragen, dass der Termin für die Übernahme eines Heeres durch den nächsten Oberbefehlshaber vom 15. März, der für Kriege in Italien vorteilhaft ist, auf den 1. Januar vorverlegt wird, damit für Vorbereitungen von Kriegen außerhalb Italiens genügend Zeit zur Verfügung steht.


Im Krieg in Spanien, wo die überaus tapfer kämpfenden Keltiberer den Römern einen mühsamen Guerrilla-Krieg aufgezwungen haben, kommt es erstmals in der Geschichte Roms zu Schwierigkeiten bei der Truppenaushebung. Das sind erste Folgen der Zerstörung des Bauerntums, das Rom groß gemacht hat. Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, meldet sich Scipio Aemilianus freiwillig! Dennoch muss die Dauer des regulären Kriegsdienstes von 16 auf sechs Jahre reduziert werden, damit sich genügend Leute melden. Doch niemand will auf die Krise reagieren, die sich immer deutlicher ankündigt, und 146 bricht der Krieg wieder voll aus.


Vorerst jedoch richtet sich Roms Hauptaugenmerk auf Karthago. Trotz der zweiten Niederlage und den auferlegten Reparationsverprlichtungen ist sie eine blühende reiche Stadt, die Festung selbst ist die mächtigste im ganzen Mittelmeer. Sie verhält sich seit 202 Rom gegenüber loyal und ist allein kaum in der Lage, Roms Macht ernsthaft zu bedrohen. Doch die Furcht der Römer, dass sich Karthago einem antirömischen Aufstand in Spanien oder Kleinasien anschließt, können die Punier nicht lindern - und der wird angesichts der römischen Aggressionspolitik nicht gerade weniger wahrscheinlich.


Außenpolitisch ist Karthago nicht mehr frei und hat mit dem Klientelkönig Massinissa in Numidien einen Aufpasser im Nacken. Der geht nun daran, mit Hilfe des Gummiparagraphen im Friedensvertrag mit Rom dann und wann ein Stück Land Karthagos zu beanspruchen und zu besetzen. "Eigentlich" darf er nur das besetzen, was einmal seinen Vorfahren gehört hat, aber je nach Auslegung hat das gesamte Gebiet Karthagos einmal Massinissa oder seinen Vorfahren gehört. So stiehlt er Scheibe um Scheibe immer mehr Land ("Salamitaktik"). Wenn sich die Karthager darüber in Rom beschweren, werden sie abgewiesen, denn Massinissa ist ja ein Freund des römischen Volkes.


Als Roms Allmacht endgültig sichtbar wird (168), wird der Landraub der Numider immer unverschämter, und so sendet Rom 152 endlich eine Gesandtschaft nach Karthago, die sich über die Lage in diesem Land informieren soll. Dieser Gesandtschaft gehört auch M. Porcius Cato an, der bei dieser Gelegenheit erstmals den ungeheuren Reichtum dieses Landes gesehen haben soll und von da an der erbittertste Gegner Karthagos wird aus Furcht, die Stadt werde Rom in Zukunft an Macht übertreffen. Bei Plutarch ist überliefert, er habe am Schluss jeder Senatsrede gesagt: Dokei de moi, kai Karchedona me enai, was als ceterum censeo Carthaginem esse delendam noch etwas schärfer rückübersetzt wurde.


Gegner dieses Vorschlages, der natürlich nicht von den Senatoren angenommen wird, ist Scipio Nasica: Dokei moi Karchedona enai, nicht aus Freundschaft zu Karthago, sondern um es als Gegengewicht zu Rom zu erhalten und so die immer deutlicher zutage tretende Machtgier Roms ein wenig in Zaum zu halten (metus hostilis), denn wenn es noch einen ernst zu nehmenden Gegner gibt, kann man weder politisch noch moralisch so extrem über die Stränge schlagen. Massinissa aber setzt seine Politik weiter ungehindert fort, und ohne es zu wollen setzen die Karthager selbst die Römer unter Druck: Man überlegt, ob man sich nicht gleich ganz Numidien anschließen soll, um wieder Hauptstadt eines großen und respektierten Reiches zu werden. Doch eine solche Großmacht liegt - ob nun verbündet oder nicht - keinesfalls im Interesse Roms, und so freunden sich immer mehr Senatoren mit einer römischen Intervention in Afrika an.