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Die Sicherung der Grenzen




Die Absicherung der Herrschaft:

Ab 146 führt Rom keine offensiven Kriege mehr sondern beschränkt sich auf defensive Operationen an den Grenzen. Auch im Norden gibt es während der Zeit der Republik kein Vordringen in die Täler und Schluchten der Alpen. Man lebt in Koexistenz mit den Norikern, die in Zentralkärnten und in der westlichen Steiermark Nachbarstämme unter ihre Herrschaft gebracht haben (regnum Noricum). Die Römer bezeichnen das gesamte Einflussgebiet der Noriker so, obwohl es sich um keinen einheitlichen Staat sondern nur um ein Hegemonialgebilde handelt. Die Noriker unterhalten ausgezeichnete Beziehungen zu Rom, das Abnehmer ihres wichtigsten Exportgutes, des norischen Eisens, ist (ferrum Noricum). Doch es ist kein Klientelstaat und auch nicht als socius mit Rom verbündet. Die Römer wollen nämlich nicht in die zahllosen regionalen Konflikte hineingezogen werden. Die exakte Bezeichnung für diese Art der zwischenstaatlichen Beziehungen ist das hospitium publicum, das den freundlichen Verkehr und Handel regelt. Für die Römer hat das den Vorteil, dass Römer im norischen Einflussgebiet unter dem Schutz des norischen Königs stehen. Normalerweise sind Fremde ungeschützt. Auch zu den anderen räuberischen Alpenvölkern bestehen gute Verbindungen.


129 kommt es zu einem Grenzkrieg gegen Isterer und Japoden, in denen sich Rom vor allem in Kämpfen von 119 bis 117 eine Pufferzone an der dalmatinischen Küste sichert. An der Grenze Makedoniens flammen Auseinandersetzungen mit Kelten und Thrakern auf, auch das Landesinnere Sardiniens wird erst in diesen Jahren gesichert. 123/22 erobern die Römer die Balearen, eine Inselgruppe vor Spanien, und errichten die Provinz Hispania citerior.


Mit Aassilia besteht schon seit den Punischen Kriegen eine enge Freundschaft. Inzwischen hat sich die Stadt ein kleines Reich im Umland geschaffen. Für Rom ist das heutige Marseille eine wichtige Zwischenstation auf dem Seeweg nach Spanien - umso wichtiger, da dort jahrzehntelang Krieg geführt wird. Schon 154 hat Rom den Bewohnern von Massilia im Kampf gegen Keltenstämme geholfen (Allobroger), 125 bei der Bekämpfung der Salluvier, eines ligurischen Stammes. Zur Absicherung wird 121 das Kastell Aquae Sextiae (Aix-en-Provence) am äußersten Alpenrand eingerichtet, womit sich die Römer erstmals in Auseinandersetzungen jenseits der Alpen verwickeln lassen.


Dort sind Haeduer und Arverner die wichtigsten Stämme Mittelgalliens, die in traditioneller Feindschaft zu einander leben. Es gibt einen ständigen Wettstreit um die Vorherrschaft. 122 haben gerade die Arverner diese Vormachtsellung (principatus totius Galliae) inne, ihr Anführer ist König Bituitus. Nach seiner Niederlage gegen die Römer flieht deren König zu den Allobrogern, von denen die Römer seine Auslieferung verlangen. Die Allobroger lehnen das Ansuchen ab und wenden sich an die Arverner. Doch auch sie erleiden 122/1 eine schwere Niederlage gegen die Römer unter Cn. Domitius Ahenobarbus, der arvernische König wird gefangen genommen. So geschwächt, verlieren sie die Vorherrschaft wieder an die Haeduer. Die Römer dringen ins Rhône-Tal vor und bemächtigen sich auch des Gebiets der Allobroger bis zu den Pyreneen. Daraus machen sie das Gebiet Gallia Narbonensis, das bis zum Genfer See reicht. In der Stadt Narbo Martius werden Römer angesiedelt, Massilia bleibt unabhängig.


120 hält Cn. Domitius Ahenobarbus seinen Triumph: Er hat die Arverner geschlagen und eine Landverbindung nach Spanien hergestellt. Die Straße von den Pyrenäen an die Rhône wird nach ihm Via Domitia genannt. Rom hätte auch weiter vordringen können, verzichtet aber auf eine Einnahme des Landesinneren. Die Beschränkung auf die direkte Umgebung des Mittelmeeres wird erst von Caesar beendet, vorerst aber will Rom im Inneren Europas keine Landgewinne machen, weil es dort keine natürlichen (leicht zu verteidigenden) Grenzen gibt. Das würde relativ sinnlose Kriege ohne Aussicht auf ein Ende bedeuten. Außerdem fürchtet man, das unübersichtliche Völkergewirr der Barbaren gegen sich aufzubringen, und ein zweites Spanien kann und will man sich nicht leisten. Das sieht man auch an der Art der Verträge, die Rom mit diesen neuen Nachbarn schließt. Amicitiae werden ebenso wenig geschlossen wie societates, denn mit dem Argument, Verbündete verteidigen zu müssen, hat Rom seine Kriege bisher stets begründet. So beschränken sich die Römer auf das "öffentliche Gastrecht" (hospitium publicum), das keinerlei militärische Verpflichtungen beinhaltet. Noch kann sich die Nobilität in ihrer Führungsrolle behaupten, ist nur durch einige Schlappen leicht angeschlagen. Der Skandal im Umgang mit Iugurtha wird ihr den Rest geben und für den Umschwung zugunsten der Popularen verantwortlich sein.