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Die Wanderung der Kimbern und Teutonen:

Während Rom noch mit Iugurtha beschäftigt ist, beginnt in Jütland ein Volk mit seinem Zug nach Süden, das für Rom fast zu einer existenziellen Bedrohung wird: die Kimbern. Laut Poseidonius wegen einer verheerenden Sturmflut zieht ein Teil der Kimbern 120/19 nach Süden. Sie sind damit in einer für Barbarenvölker keineswegs untypischen Situation: Aus ökonomischen Gründen verlassen sie ihre Heimat und ziehen raubend und plündernd umher und halten ihre Raubexistenz dank ihrer militärischen Überlegenheit aufrecht. Ein früheres Beispiel sind die Galater, die eigentlich Kelten sind. Zu einem solchen Wandervolk werden nun die Kimbern, die rund eineinhalb Jahre umherwandern ohne sich niederzuassen. Ihre militärische Überlegenheit liegt im ungeestümen Angriff ohne Rücksicht auf Verluste, im furor Teutonicus. Sie bleiben aber nicht allein, andere Völker schließen sich ihnen an und werden auch freundlich aufgenommen, da sie ja die eigene Angriffskraft erhöhen. Darunter befinden sich die germanischen Ambronen und die Teutonen, wobei unsicher ist, ob sie zu den Kelten oder den Germanen gehören. In der Antike werden sie für Germanen gehalten. Mit dem Namensstamm (teut) kann man wenig anfangen, da es im Keltischen wie im Germanischen "Volk" heisst.


So ziehen bald drei Völker umher, was Parallelen zur Völkerwanderungszeit nahe legt; es ist eine Wanderlawine, die auch Teile anderer Stämme mitreisst. Ihr Weg ist nur durch Poseidonius nachzuverfolgen, nicht aber anhand archäologischer Funde. Die Kimbern ziehen die Elbe oder die Oder entlang und treffen auf den keltischen Stamm der Boier im Gebiet des heutigen Böhmen, Mähren und Schlesien. Dort werden sie abgewehrt. Sie wenden sich nun nach Westen, wo die reichen keltischen oppida attraktive Ziele darstellen. Als auch sie sich zur Wehr setzen, ziehen sie weiter nach Südosten über die mährische Pforte. Auf der Bernsteinstraße geht es weiter nach Braunsburg und im Gebiet von Deutsch-Altenburg stoßen sie im Save Drau-Gebiet auf die keltischen Taurisker, wo sie - laut Appian aufgrund einer Seuche - umkehren.


Die Frage, ob ihr ursprüngliches Ziel die Hochkulturen der Ägäis waren, bleibt ungeklärt. Was man aber alleine aus diesen Aktionen sehen kann, ist klar: Alle diese Aktionen setzen ein komplexes logistisches Denken voraus. Wenn ein Stamm umherzieht, kann er das nicht auf gut Glück tun, sondern muss über das Gelände allen Hindernissen und über die Straßenverbindungen informiert sein. Er muss auch über die politischen Verhältnisse bei den anderen Stämmen informiert sein, um die optimale Route zu finden, eine beachtliche Leistung, die man antiken Menschen (besonders "Wilden") mitunter nicht zutraut, zu denen sie aber nachweislich imstande sind!