e-Latein Umfrage:
Warum lernt ihr Latein?
Aus Interesse
Aktuell
Weil ich muss
Anderer Grund

Das Versagen der Nobilität und seine Folgen




Der Reformer Tib. Gracchus scheitert - 1:

Der Vater von Tiberius und Gaius Gracchus ist Tiberius Sempronius Gracchus, der schon mehrmals in Erscheinung getreten ist. Er gehört zum Feinsten, was die Nobilität überhaupt zu bieten hat: Zwei Mal ist er Konsul gewesen, ein Mal Zensor. Er hat Cornelia geheiratet, die Tochter des Africanus maior, eine starke und gebildete Persönlichkeit. Von ihren 12 Kindern überleben nur drei, die nach dem Tod ihres Vaters von Cornelia erzogen werden: Tiberius, Gaius und Sempronia. Sogar Ptolemaios XII hält um ihre Hand an, sie hätte also Königin von Ägypten werden können, was sie aber aus pietas gegenüber ihrem Mann ablehnt. Sie sieht ihre Hauptaufgabe in der Erziehung ihrer Kinder, die betont griechisch ausgerichtet ist. Als Redelehrer engagiert sie Diophanes aus Mytilene, als Philosophielehrer den Stoiker Gaius Blossius aus Kymae. Ihre Tochter Sempronia verheiratet sie mit Scipio Aemilianus, dem Adoptivenkel ihres verstorbenen Gatten.


Als erster wird Tiberius Sempronius Gracchus politisch aktiv, dessen Tätigkeit von einem hohen sozialen Ethos getragen wird. 137 wird er Quästor und reist nach Spanien. Auf dem Weg dorthin sieht er den Verfall Italiens, in Spanien erlebt er dann die jämmerlichen römischen Truppen. Unter dem Eindruck dieser Erlebnisse schließt er sich den Reformpolitikern unter Appius Claudius an. Als er 133 Volkstribun wird, verwendet er dieses Amt zur Verwirklichung seiner Pläne. Der private Besitz soll unangetastet bleiben, es geht ausschließlich um den ager publicus. Jeder Besitzer soll davon nur 500 Joch haben, zusätlich für die ersten beiden Söhne noch je 250 Joch. Das Land aber soll in den vollen Besitz übergehen, also zum Privatland werden. Der Rest des ager publicus soll jedoch geräumt und in Parzellen zu je 30 Joch unterteilt werden. Das Land soll als unveräußerliches Eigentum an das städtische und ländliche Proletariat abgegeben werden.


Das Hauptproblem besteht darin, dass die Bundesgenossen zwar auch Land abgeben müssen, wenn es die Grenze überschreitet, bei der Verteilung des Landes allerdings nicht berücksichtigt werden. So bildet sich zwar eine Oppositionsbewegung gegen die Pläne des Tiberius, doch zuerst hat es den Anschein, als werde er sich dagegen durchsetzen können. Nun greift der Senat zu einem Trick und gewinnt einen anderen Volkstribunen, M. Octavius, dafür, sein Veto gegen den Plan einzulegen. Dadurch ist das Vorhaben für dieses Jahr gestorben, sodass Tiberius in der verzweifelten Lage nur noch einen Ausweg sieht: Mit der Begründung, dass M. Octavius offensichtlich sein Amt zum Schaden des Volkes ausübe, bittet Tiberius das Volk, ihn abzusetzen. Alle 35 Tribus stimmen dem zu, eine überwältigende Mehrheit!