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Die Weltmacht Rom




Wie in Rom Politik gemacht wird:

Rom regiert das Weltreich weiter mit den Mitteln eines Stadtstaates. Auch gewählt wird wie zu der Zeit, als man noch von allen Teilen des Reiches innerhalb eines Tages in die Hauptstadt gelangen konnte, nur in der Stadt Rom. Inzwischen aber ist das römische Wahlsystem absurd geworden. Wer kann aus ganz Italien nach Rom zu den Wahlen kommen? So wird das stadtrömische Proletariat bei den Wahlen ausschlaggebend. Doch das traditionelle, durch den mos maiorum abgesicherte politische System Roms wird durch immer mehr Sonderkommandos allmählich durchlöchert. Auch der Konsens zwischen den Bauern und der Oberschicht gerät ins Wanken. Trotz der Wahlen hat aber auch zu Beginn des 1. Jahrhunderts fast nur die Nobilität das Sagen, also die Mitglieder der Familien, die Nachfahren von Konsuln sind (M. Gelzer).


Die Bühne dieser nobiles ist der Senat, in den man gelangt, wenn man von einem Zensor aufgenommen wird. Voraussetzung dafür ist die Bekleidung eines politischen Amtes, in das man vom Volk gewählt wird. Über die Vergabe der höchsten Ämter, vor allem des Konsulats, wachen aber die Familien der Nobilität mit eiserner Konsequenz. Treu dem Adelsethos, der ihre Herrschaft legitimiert, lassen sie nur Männer aus ihren Kreisen ins Konsulat aufsteigen, und sie sorgen dafür, dass nach Möglichkeit keiner aus ihren Reihen deutlich mächtiger wird als andere. Ennius formuliert: Moribus antiquis res stat Romana virisque.


In den Provinzen aber liegt die gesamte Macht über Verwaltung, Rechtssprechung und Militär bei einem Mann. Diese Allmacht, die vor allem im Osten den Bewohnern nicht seltsam erscheint, beginnt das Römertum zu vergiften: mit der totalen Macht. Sie führt zu Arroganz gegenüber den Besiegten und zu einer wachsenden Geldgier. So geht in den Kreisen der Nobilität nicht nur die alte Redlichkeit verloren, man wendet sich sogar offen von den Göttern ab, macht so den Staatskult zu einer inhaltsleeren Pflichtveranstaltung. Tatsächlich aber verwendet man die im 2. Jahrhundert entdeckte Philosophie als Religionsersatz. Dabei stoßen ganz unterschiedliche Richtungen wie Platons Ethik, die Ablehnung fixer Werte und Wahrheiten durch die Sophisten, der de facto-Atheismus des Epikur oder die Konzentration auf den Menschen als das Maß aller Dinge bei Protagoras auf einander.