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Der 2. Punische Krieg




Die innere Lage Roms:

Doch nicht nur äußerlich, auch das Denken der römischen Führungsschicht ist durch die neuen Perspektiven ein anderes geworden. Doch nicht alle billigen den neuen Kurs, den die Scipionen repräsentieren. Ein tiefer Riss zwischen konservativen und expansiven Gruppen spaltet den Senat, eine erste Krise bahnt sich an. Kann die bisher so untadelige Nobilität die Verlockungen der Weltmacht verkraften? Auch der ungeheure Reichtum, der aus den Provinzen und aus Karthago nach Rom strömt, stellt diese Nobilität auf die Probe.


Dazu kommt der sich abzeichnende Ruin des italischen Bauerntums: Die Felder sind zum Teil völlig verwüstet, zum Wiederaufbau fehlen aber die Männer, die auf immer weiter entfernten Kriegsschauplätzen jahrelang kämpfen müssen, später kommt auch die Konkurrenz durch von Sklaven bewirtschaftete Plantagen. Hunderttausende Männer fehlen für immer, weil sie in den Kriegen ums Leben gekommen sind. Allein in den Jahren 217/6 sollen mindestens 100.000 Soldaten gefallen sein, in den 15 Jahren ab 216 standen in Spanien, im Osten und gegen Hannibal 23 Legionen im Feld. So geht der Niedergang der Landwirtschaft Italiens auch nach dem Frieden mit Karthago weiter.


Allein die Zensuszahlen dreier Zählungen sprechen Bände: 225 wurden 273.000 Römer gezählt, 204 nur noch 214.000 - und das trotz einer hohen Vermehrungsrate. Ungefähr ein Drittel aller Wehrfähigen ist in diesem Zeitraum ums Leben gekommen. Erst 174 erreicht Rom mit ca. 269.000 Bürgern wieder den Vorkriegsstand. Es dauert also eine Generation, die Ausgangslage vor dem 2. Punischen Krieg wiederherzustellen. Der Senat muss daher versuchen, die italischen Gebiete neu zu besiedeln und vergibt an die 40.000 Veteranen Scipios Bauernstellen in Italien.


Trotz oder vielleicht gerade wegen der hohen Verluste werden die Römer geiziger mit dem Bürgerrecht und machen es exklusiver. Die Verringerung der Rechte für die Italiker, die Rom durch ihre unerschütterliche Treue gerettet haben, ist nicht nur ungerecht sondern auch ein gravierender politischer Fehler. Der Ausgangspunkt für ihren Abstieg ist hier zu suchen, die gesamte innenpolitische und soziale Krise der kommenden Generationen hat hier ihren Ursprung. Die Ritter konzentrieren sich inzwischen auf den neu erschlossenen Welthandel und beginnen wirtschaftlich die Senatoren einzuholen und mitunter auch zu überholen.